Kommentar zu den Banken-Fusionsplänen Unverständlich

Meinung · Der politische Druck zeigt Wirkung: Die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank nehmen offiziell Gespräche über ein mögliches Zusammengehen der beiden Häuser auf.

Dass die Gespräche nun offiziell laufen, ist erst einmal zu begrüßen – denn das nimmt allen möglichen Spekulationen bis auf Weiteres den Wind aus den Segeln. Ob es aber wünschenswert ist, dass die Gespräche wirklich in eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank münden, darf man bezweifeln.

Zum einen ist fraglich, ob eine fusionierte Großbank wirklich die erhofften Vorteile bringt. Zudem ist ein Zusammenschluss gegenwärtig auch riskant. Zwar ist die Deutsche Bank beim Abarbeiten ihrer zahlreichen Rechtsfälle vorangekommen – allerdings bleiben noch etliche davon übrig. Dieses Risiko würde sich die Commerzbank bei einer Heirat aufladen.

Zum anderen sind beide Banken noch sehr damit beschäftigt, ihre eigenen Hausaufgaben zu erledigen, um wieder auf Kurs zu kommen. Die Deutsche Bank hat es gerade wieder in die Gewinnzone geschafft, hinkt der internationalen Konkurrenz in Sachen Profitabilität aber noch weit hinterher. Auch die Commerzbank hat ihre Ziele noch nicht erreicht. Nach einer Fusion mit der Commerzbank wären beide Banken wieder über Jahre mit sich selbst beschäftigt, während andere Banken sich um die eigentlichen Geschäfte kümmern würden.

Und dann ist es schließlich aus Sicht des Steuerzahlers unverständlich, warum gerade aus Berlin Druck kommt, beide Großbanken in eine Fusion zu drängen. Nach der Übernahme der Dresdner Bank ist die Commerzbank während der Finanzkrise so in Schieflage geraten, dass der Staat sie mit Steuermilliarden retten musste. Eine Großbank würde dieses Risiko noch steigern – die Deutsche Bank ist aber schon jetzt in hohem Maß systemrelevant. Und will der Bundesfinanzminister hinterher wirklich erklären, dass er der Treiber beim Abbau von mehreren Zehntausend Arbeitsplätzen war? Es spricht gegenwärtig vieles gegen und nur wenig für eine Fusion.

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