Kommentar zum Fipronil-Skandal Unverständlich

Meinung | Brüssel · Warum das zuständige Amt in Belgien derart lange gewartet hat, bevor es andere Mitgliedstaaten über den Fipronil-Skandal informierte, ist völlig unverständlich. Das Instrument für eine schnelle Reaktion hat die EU mit dem Schnellwarnsystem bereitgestellt.

 Untersuchung auf Fipronil-Rückstände: Ein Mitarbeiter des Chemischen Veterinäruntersuchungsamtes in Krefeld schlägt ein Ei auf.

Untersuchung auf Fipronil-Rückstände: Ein Mitarbeiter des Chemischen Veterinäruntersuchungsamtes in Krefeld schlägt ein Ei auf.

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Der Dioxinskandal von 1999 ist vielen Verbrauchern noch in unangenehmer Erinnerung. Damals wurde bekannt, dass belgische Eier und Geflügel mit dem krebserregenden Stoff belastet waren. Konsumenten verloren das Vertrauen in die Lebensmittelbranche des Beneluxlandes – mit unermesslichem Schaden für die Produzenten. Damals wurde die Kontrollbehörde FASNK gegründet, sie sollte solche Skandale künftig vermeiden. Stattdessen wird das Land nun erneut von einer Eierkrise heimgesucht. Dabei hätte es gar nicht so weit kommen müssen. Warum das zuständige Amt derart lange gewartet hat, bevor es andere Mitgliedstaaten darüber informierte, ist völlig unverständlich.

Das Instrument für eine schnelle Reaktion hat die EU mit dem Schnellwarnsystem bereitgestellt, reagieren aber müssen die Länder selbst. Der Kommission fehlt die Handhabe. Die Behörde kann sich lediglich auf Nichteinhaltung von EU-Verordnungen berufen, wie in diesem Fall der Pflicht, über das Frühwarnsystem andere Mitgliedstaaten in Kenntnis zu setzen, wenn eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit besteht. Das System soll verbessert und reformiert werden, doch die Änderungen treten erst 2019 in Kraft. Dann müssen sich Betriebe jährlichen Kontrollen unterziehen. Die Mitgliedstaaten sollen bis dahin nationale Kompetenzzentren errichten, die in unmittelbarem Austausch miteinander stehen. Dabei ist dies im Grunde schon die Aufgabe der nationalen Lebensmittelsicherheitsbehörden. Dass die Vernetzung in diesem Fall nicht geklappt hat, zeigt, wie dringend notwendig Verbesserungen sind.

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