Kommentar zum Stromnetzausbau Überzogene Erwartungen

Meinung · Der Netzausbau hinkt der Energiewende jetzt schon um Jahre hinterher. Verhängnisvoll ist, dass die Politik die großen Übertragungsleitungen zur unerwünschten Begleiterscheinung erklärt hat.

 Kunststoffrohre, durch die Strom-Erdkabel gezogen werden, werden für Suedlink verlegt.

Kunststoffrohre, durch die Strom-Erdkabel gezogen werden, werden für Suedlink verlegt.

Foto: dpa

Dass der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit der Bezeichnung Monstertrassen zur Verunglimpfung beigetragen hat, ist unverantwortlich. Diese opportunistische Politik könnte sich gerade im Süden der Republik rächen. Denn die industriestarken Länder Baden-Württemberg und Bayern sind darauf angewiesen, dass Windstrom vom Norden in den Süden transportiert werden kann. Bisher fehlt es dafür an Leitungen. Wenn 2022 die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen, besteht die Gefahr von Engpässen.

Darüber breitet die Politik den Mantel des Stillschweigens. Die Netzbetreiber folgen mit der Ansage, möglichst viele Erdkabel zu verlegen, dem Auftrag der Regierung. Dabei kommt aber zu kurz, dass Erdkabel nicht nur unverhältnismäßig teuer sind. Bezahlen müssen das die Stromkunden. Übersehen wird auch, dass sich die Erdverkabelung aus technischen Gründen nicht für jede Stromautobahn eignet. In vielen Fällen wird es ohne Überlandleitungen nicht gehen, wenn die Energiewende gelingen soll. Deutschland kann sich als Industrienation nicht im Biotop einrichten.

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