Bonner Konzern gelingt Wernde Telekom-Festnetz kommt in Schwung

Bonn · Viele Jahre verbuchte Telekom im Festnetzgeschäft herbe Einbußen. Konkurrenten und Regulierung sorgten für neuen Elan auf dem Markt - auch an der Preisfront. Jetzt gelingt den Bonnern offenbar die Wende.

Die Deutsche Telekom findet auf ihrem Heimatmarkt allmählich zu alter Stärke zurück. Zum ersten Mal seit Öffnung des Telekommunikationsmarktes vor fast 20 Jahren habe das Unternehmen in Deutschland durch den rasanten Zuwachs an Glasfaseranschlüssen sowie dem Verkauf neuer Angebote die Umsatzrückgänge aus der traditionellen Telefonie ausgeglichen.

Dies teile der Branchenprimus am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen in Bonn mit. Die Stabilisierung resultiere aber in hohem Maße aus dem Geschäft mit den Wettbewerbern, räumte Vorstandschef Tim Höttges ein.

Zugleich kündigte der Manager eine Offensive an, um den direkten Marktanteil in diesem Bereich zu erhöhen. Im zweiten Quartal habe die Telekom nur einen Anteil von 20 Prozent am Wachstum von schnellen Internetanschlüssen gehabt. Höttges: "Das mus mehr werden". Rund 2 Millionen Anschlüsse stelle die Telekom inzwischen - gegen ein Entgelt - ihren Konkurrenten zur Verfügung. Aber "wir wollen unsere Netze nicht für unsere Wettbewerber ausbauen".

Glasfaser sei die grundlegende Technologie beim Netzausbau, betonte Höttges mit Blick auf die Kritik der Wettbewerber, die der Telekom vorhalten, an einer veralteten Technik festzuhalten und ihre Marktmacht zementieren zu wollen. Bereits 500 000 Kilometer Glasfaser habe die Telekom verlegt und sie investierte in Deutschland jährlich fast 5 Milliarden Euro in den Netzausbau. Das seien 19 Prozent vom Umsatz.

Zufrieden zeigte sich Höttges unterdessen mit der laufenden Geschäftsentwicklung. Allerdings verbuchte der Bonner Konzern trotz seiner boomenden US-Mobilfunktochter im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang von 12,8 Prozent auf 621 Millionen Euro. Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt begründete den Rückgang unter anderem mit Aufwendungen für den Personalumbau und zusätzlichen Abschreibungen.

Angetrieben durch das US-Geschäft kletterten die Konzernerlöse um 2,2 Prozent auf 17,8 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr war es sogar ein Zuwachs von 3,4 Prozent auf 35,4 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand Ende Juni ein Konzerngewinn von 3,7 Milliarden Euro. Davon entfiel eine erhebliche Summer aber auf Einnahmen aus dem Verkauf der britischen Mobilfunkaktivitäten EE an den BT Group, die bereits im ersten Quartal verbucht worden waren.

Treiber der Telekom-Geschäfte bleibt die US-Mobilfunktochter, die schon vor wenigen Tagen Ergebnisse vorgelegt hatte. Seit mehr als drei Jahren gewinnt das Unternehmen über eine Million Kunden von Quartal zu Quartal. Bis zum Jahresende könnte der Bestand bereits auf über 70 Millionen ansteigen. T-Mobile die Nummer drei auf dem Markt, der von AT&T (132 Mio) und Verizon (113 Mio) dominiert wird. US-Manager John Legere hat die Telekom-Tochter in wenigen Jahren mit viel Geld aus Bonn zu einem aggressiven Wettbewerber umgekrempelt.

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