Protest gegen geplante Reform Streikwelle bei Frankreichs Bahn lässt viele Züge ausfallen

Paris · Der Streikmarathon bei der französischen Bahn dürfte noch lange weitergehen. Bis Juni oder sogar darüber hinaus wollen die Eisenbahner immer wieder in den Ausstand treten - aus Protest gegen ein Reformvorhaben. Die Regierung gibt sich derweil unnachgiebig.

 Leere Bahngleise vor dem Bahnhof Gare de Lyon. Ein Eisenbahner-Streik gegen die geplante Bahnreform sorgt in Frankreich für erhebliche Beeinträchtigungen des Zugverkehrs.

Leere Bahngleise vor dem Bahnhof Gare de Lyon. Ein Eisenbahner-Streik gegen die geplante Bahnreform sorgt in Frankreich für erhebliche Beeinträchtigungen des Zugverkehrs.

Foto: Francois Mori/AP

Aus Protest gegen eine Bahnreform haben streikende Eisenbahner erneut weite Teile des Zugverkehrs in Frankreich lahmgelegt. Am Sonntag fielen zahlreiche Züge aus, wie die Staatsbahn SNCF mitteilte.

Dieser dritte Streiktag in dem Konflikt traf die Bahnreisenden, kurz bevor sich die französische Nationalversammlung am Montag zum ersten Mal mit der umstrittenen Reform befassen soll.

Am Sonntag fuhr nach SNCF-Angaben nur rund einer von fünf TGV-Hochgeschwindigkeitszügen. Auch Verbindungen nach Deutschland waren betroffen: Nach Angaben der Deutschen Bahn sollten lediglich acht Fernzüge zwischen den beiden Ländern fahren.

Im französischen Regionalverkehr fielen zwei Drittel der Züge aus. Damit gab es etwas weniger Zugausfälle als an den beiden vergangenen Streiktagen am Dienstag und am Mittwoch. Zu Wochenbeginn ist zunächst keine Entspannung in Sicht: Auch an diesem Montag haben sich zahlreiche Eisenbahner zum Streik angemeldet.

Der Konflikt gilt als wichtige Kraftprobe für Präsident Emmanuel Macron und seine Fähigkeit, Reformen durchzusetzen. Die sozialliberale Regierung will unter anderem die Rechtsform der mit 50 Milliarden Euro verschuldeten SNCF ändern und den Zugverkehr - wie auf EU-Ebene beschlossen - für Wettbewerber öffnen.

Auf besonders viel Widerstand bei den Gewerkschaften stößt die geplante Abschaffung des vorteilhaften Eisenbahner-Status für neueingestellte Mitarbeiter. Die Gewerkschaften wollen den Druck mit einer Art Streik-Marathon lange aufrechterhalten, notfalls über den Monat Juni hinaus. Geplant ist, dass auf drei Tage ohne Streik je zwei Tage mit Ausstand folgen.

Premierminister Edouard Philippe bekräftigte in einem Interview der Zeitung "Le Parisien" (Sonntag), die Regierung wolle ihr Reformvorhaben gegen alle Widerstände durchbringen. "Der Status quo ist nicht zukunftsfähig." Vorbild für die Neuerungen sei die Deutsche Bahn, die ebenfalls im Wettbewerb mit anderen Anbietern stehe und gleichzeitig gestiegene Fahrgastzahlen verzeichne, sagte Philippe.

Auf die Seite der Eisenbahner schlug sich am Sonntag der Parteichef der Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich), Jean-Luc Mélenchon. Die sozialliberale Regierung von Präsident Macron bereite mit der Reform die Privatisierung der Bahn vor, sagte Mélenchon im Sender "Europe 1". Das sei ein "irrationales" Vorhaben.

Derweil schwindet unter den Franzosen die Unterstützung für die Eisenbahner. Einer Umfrage zufolge, die die Zeitung "Journal du Dimanche" in Auftrag gegeben hat, fanden zuletzt 56 Prozent der Befragten, der Streik sei nicht gerechtfertigt. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als noch bei der vorigen Umfrage.

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