Pläne für Elektroauto Start-up Byton ist der chinesische Tesla-Jäger

Peking · Das chinesische Start-up Byton hat mit seinem zweiten Elektroauto große Pläne. Der Starunternehmer Elon Musk könnte Konkurrenz bekommen.

 Elektroauto aus China: Das Design des K-Byte von Byton kommt aus einem Studio bei Ismaning.

Elektroauto aus China: Das Design des K-Byte von Byton kommt aus einem Studio bei Ismaning.

Foto: picture alliance/dpa

Auf den ersten Blick wirkt der K-Byte wie eine lang gestreckte Limousine, wie andere Autohersteller sie auch auf dem Markt haben: ein fast fünf Meter langes Gefährt in einem eher unaufgeregten Design. Zumindest der vordere Teil der Motorhaube mit den Falzen ähnelt auffällig der 3er-Serie von BMW.

Doch ein genauer Blick zeigt, dass sich der Byton des chinesischen Unternehmens Future Mobility Corporation sehr wohl von einer konventionellen Limousine unterscheidet. Anstelle der Außenspiegel sind Kameras installiert. Türöffner fehlen völlig. Stattdessen soll das Auto seinen Eigentümer per Kamera und Gesichtserkennungssoftware ausmachen. Lärm macht das vollständig elektrisch betriebene Auto keinen. Bis zu 520 Kilometer Fahrstrecke soll die Batterie durchhalten können. In 20 Minuten soll der Akku per Schnelllader halb voll sein, in 30 Minuten sogar zu 80 Prozent.

Noch ist der K-Byte eine Studie, die Byton kürzlich auf einer Messe in Shanghai vorgestellt hat. Doch wie schon das erste Modell – das SUV M-Byte, das der chinesische Autohersteller Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas als Prototypen vorgestellt hatte – sorgt auch der K-Byte in der Branche für Aufsehen.

Das liegt an den lauten Tönen, die das neue Unternehmen spuckt: So will Byton rasch auf eine Jahresproduktion von 300.000 Fahrzeugen kommen. Zum Vergleich: Tesla hat im ersten Quartal dieses Jahres gerade einmal 35.000 Fahrzeuge produziert. Dabei entsteht das Werk gerade erst noch in der ostchinesischen Stadt Nanjing.

Zwei ehemalige BMW-Manager leiten Byton

Byton ist in China keineswegs allein – es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht ein neuer Anbieter für Elektroautos auf dem größten Automarkt der Welt die Bühne betritt. Doch dem erst 2016 gegründeten Start-up Byton werden die größten Chancen eingeräumt, auch weltweit zu reüssieren. Ein Hauptgrund: Byton wird von zwei Männern geleitet, die nicht irgendwer in der Branche sind. Es handelt sich um die beiden einstigen BMW-Topmanager Carsten Breitfeld und Daniel Kirchert. Breitfeld hatte für die Bayern den Hybridsportwagen i8 entwickelt, Kirchert das Joint Venture von BMW mit dem chinesischen Autokonzern Brilliance aufgebaut. Sie haben ein Team aus Managern, Designern, Ingenieuren und Softwareentwicklern weiterer namhafter Konzerne aus aller Welt zusammengestellt, darunter ehemalige Mitarbeiter von Tesla, Google und eben BMW. Ein ehemaliger Apple-Manager leitet bei Byton nun den Bereich Unterhaltungselektronik.

Das Design wiederum kommt aus einem Designstudio in Ismaning bei München, Bosch liefert die Antriebsstränge. Die Technik fürs autonome Fahren kommt von Aurora, dem Start-up des ehemaligen Chefentwicklers des Google-Car-Programms.

Punkten mit dem Preis

Der M-Byte wird in einem ersten Schritt zwar nur die Autonomiestufe 3 erreichen, also teilautonomes Fahren. Per Soft- und Hardware-Update sei die nächste Stufe aber rasch und kostengünstig nachrüstbar, verspricht das Unternehmen. Der K-Byte soll von vorneherein mit Autonomielevel 4 geliefert werden. Punkten will Byton auch mit dem Preis. Der Elektro-SUV soll rund 43.000 Euro kosten, die Limousine K-Byte leicht darüber. Das vergleichbare Tesla Model S beginnt als Basisversion bei rund 76.000 Euro.

Die Frage ist: Reichen finanzkräftige Investoren im Rücken und Manager aus dem Westen aus, um zu bestehen – auch gegen Mercedes-Benz, BMW oder Audi? Byton-Präsident Kirchert spricht von Versäumnissen der deutschen Hersteller. Batterietechnologie sei „hochkomplex“ und habe mit der traditionellen Automobilindustrie nur wenig zu tun, so Kirchert.

Fünf bis zehn Jahre müsse ein Unternehmen hier in Vorleistung gehen, chinesische Batteriehersteller wie BYD und CATL hätten so lange gebraucht. „Jetzt sind sie führend.“

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