Kommentar zu Amazon Starke Drohkulisse

Meinung | Berlin · Der Staat muss einschreiten, wo der Markt versagt. Wenn seine Mechanismen Monopolisten hervorbringen, dann müssen die Kartellwächter eingreifen, meint unser Autor.

Nicht nur Amazon vereinigt zu viel Marktmacht auf sich, auch Google und Facebook beherrschen ihre Märkte in einer Weise, die früher als Skandal gegolten hätte. In der herkömmlichen Wirtschaftswelt gab es auch nicht nur eine Elektrizitätsgesellschaft, Kaufhaus- oder Tankstellenkette, und nicht nur eine Bank. Denn erst Konkurrenz mehrerer Anbieter stellt sicher, dass die Kunden faire Preise erhalten. Daher schreitet das Kartellamt zu Recht ein, wenn sich ein Monopol abzeichnet.

Die Wettbewerbshüter der Europäischen Union haben das längst erkannt. Sie greifen Amazon, Google und Microsoft immer wieder an. In diesen Tagen beginnt eine neue Untersuchung gegen Amazon: Das Unternehmen könnte die Daten missbraucht haben, die es über die Marktplätze sammelt. Dieses Bemühen der zuständigen Kommissarin Margrethe Vestager ist absolut lobenswert. Sie hat zuvor bereits Google mit einem Milliardenbußgeld belegen und die Praktiken bei Apple und Facebook durchleuchten lassen.

Die Kartellbehörden haben dabei nicht nur die Verbraucher als Endkunden im Blick, sondern auch die Händler als Profi-Kunden des Plattformanbieters Amazon. Dieser darf die kleinen Anbieter nicht in die Enge treiben, mit denen die Plattform einen Großteil ihres Warenumsatzes erzielt.

Der Staat muss einschreiten, wo der Markt versagt. Wenn seine Mechanismen Monopolisten hervorbringen, dann müssen die Kartellwächter eingreifen. Sie sollten eine so starke Drohkulisse aufrechterhalten, dass selbst ein internationaler Großkonzern eingeschüchtert wird. Das Bundeskartellamt hat hier einen guten ersten Schritt getan.

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