Kaufvertrag Solarworld-Gründer Asbeck will deutsche Werke übernehmen

Bonn · Der Solar-Pionier macht einen letzten Versuch, sein Lebenswerk zu retten: Vermutlich mit Hilfe aus Katar will er die beiden deutschen Werke von Solarworld aus der Insolvenz kaufen. Wenn die Gläubiger zustimmen, wären damit knapp 500 Jobs gerettet.

 Der Solarworld-Standort in Freiberg. Am Wochenende war bekannt geworden, dass in Freiberg nur 283 von über 1000 Jobs erhalten bleiben sollen.

Der Solarworld-Standort in Freiberg. Am Wochenende war bekannt geworden, dass in Freiberg nur 283 von über 1000 Jobs erhalten bleiben sollen.

Foto: Sebastian Kahnert

Der Gründer des insolventen Solarkonzerns Solarworld, Frank Asbeck, will über eine neue Firma die zwei deutschen Werke des Konzerns mit verbleibenden 475 Arbeitsplätzen übernehmen.

Wie das Unternehmen mitteilte, hat Insolvenzverwalter Horst Piepenburg einen Kaufvertrag mit der Ende Juli von Asbeck gegründeten Solarworld Industries GmbH geschlossen. Diese solle "wesentliche Teile der Solarzellen- und Modulproduktion" weiterführen und sich auch um den Vertrieb kümmern, hieß es.

Für 1200 Beschäftigte in den beiden Werken im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt, die nicht mehr benötigt werden, seien Transfergesellschaften bis Mitte Februar 2018 geplant - 500 in Arnstadt und 700 in Freiberg. Der Einigung müssen die Gläubiger noch zustimmen. Dazu hat Piepenburg für diesen Freitag (11.8.) eine außerordentliche Gläubigerversammlung in Bonn beantragt.

Das Geld für das Geschäft soll nach unbestätigten Berichten aus Katar kommen. Das Unternehmen Qatar Solar aus dem Emirat am Golf ist an Solarworld mit 29 Prozent beteiligt. Wenn die Gläubiger zustimmen, will Solarworld Industries in der neuen Struktur am 16. August starten. Zur Kaufsumme machten Piepenburg und Solarworld keine Angaben.

In der Solarworld-Zentrale in Bonn wurden bereits 150 Mitarbeiter unwiderruflich freigestellt. Dort bleibt vorerst nur eine Abwicklungsmannschaft von etwa 65 Beschäftigten. "Angesichts der komplexen Bedingungen der Solarindustrie ist das für die Gläubiger wirtschaftlich vernünftig und für die Standorte und Mitarbeiter die verantwortungsvollste Lösung", sagte Piepenburg der Deutschen Presse-Agentur.

Es habe mehrere andere seriöse Interessenten aus aller Welt gegeben, aber alle hätten noch mehrere Monate für die Prüfung des Kaufs benötigt, sagte ein Sprecher Piepenburgs. So viel Zeit habe das Unternehmen aber nicht, da für die Gehälter kein Geld mehr da sei.

Mitte Mai hatte Solarworld mit weltweit rund 3000 Beschäftigten nach sechs Verlustjahren in Folge Insolvenz anmelden müssen. Solarworld sieht sich als Opfer des weltweiten Preissturzes bei Solarmodulen durch Dumping-Angebote vor allem chinesischer Hersteller. Kritiker werfen Asbeck aber auch eigene Fehler und eine zu späte Reaktion auf die Marktveränderungen vor. 2013/14 war der Konzern schon einmal der Pleite nur knapp mit einem tiefen Schuldenschnitt entkommen. In Deutschland wurden zuletzt knapp 1900 Mitarbeiter beschäftigt.

Dem neuen Eigentümer würden fast alle Anlagen, Vorräte und ausstehende Forderungen übertragen, erklärte der Konzern. Dazu kämen Anteile an den Auslandsgesellschaften des Solarkonzerns mit Ausnahme der US-Gesellschaft. Ein Großteil des Kaufpreises bestehe in der Ablösung der Schulden von Solarworld. Aktionäre der bisherigen Solarworld AG hätten keine Aussicht, an den Verkaufserlösen oder am restlichen Vermögen beteiligt zu werden.

Falls der Verkauf der Werke gelinge, könne die neue Gesellschaft ohne die Schuldenlast des Konzerns deutlich entlastet starten, sagte ein Branchenfachmann. Außerdem falle das existenzgefährdende Risiko einer US-Schadenersatzklage von rund 700 Millionen Euro eines früheren Silizium-Lieferanten gegen Solarworld weg. "Mit dem Neustart hätte der Rest von Solarworld wieder eine Chance, auch wenn die Dumpingpreise am Markt natürlich bleiben", sagte ein Marktinsider.

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