Technikmesse Ifa in Berlin So beliebt sind Smart Homes bei den Deutschen

Berlin · Das Smart Home erfordert Mut zur Technik: Der Megatrend Wohnautomatisierung macht das Leben komfortabler, schafft aber auch neue Risiken. Zum Beispiel sind Haftungsfragen noch ungeklärt.

 Messebauer stellen an einem Stand in Berlin Waschmaschinen auf.

Messebauer stellen an einem Stand in Berlin Waschmaschinen auf.

Foto: dpa

Die Technikmesse Ifa in Berlin mag einmal als Funkausstellung angefangen haben – heute zeigen die Aussteller dort Geräte aller Art. In den vergangenen Jahren haben sich neben den üblichen Verdächtigen wie Handys auch immer mehr Hausgeräte breitgemacht – schließlich werden die immer digitaler. Die intelligente Wohnung ist inzwischen so etwas wie ein Schwerpunkt der Branchenschau, die am Freitag offiziell beginnt. Den „bedeutendsten Marktplatz für die Home-Appliances-Brance“, nannte der Vorsitzender des Fachverbands Elektrohausgeräte, Reinhard Zinkann, die Ifa am Mittwoch in Berlin.

Nachdem das Versprechen der vernetzten und mitdenkenden Hausgeräte schon seit über zwei Jahrzehnten immer wieder Thema in Fachkreisen ist, bahnt sich die Technik gerade den Weg in den Massenmarkt. Der weltweite Umsatz wird in diesem Jahr weltweit auf 65 Milliarden Euro steigen, schätzen Analysten. Das markiert ein Wachstum von über 30 Prozent. Derzeit nutzen 144 Millionen Haushalte weltweit bereits die neuen Möglichkeiten, sagen Beobachter des Zahlen-Portals Statista. Die Deutschen stehen dabei mit dreieinhalb Milliarden Euro Umsatz auf Platz vier nach den USA, China und Japan. Der Unternehmensberatung Deloitte zufolge ist das Hauptmotiv dabei der größere Komfort. Die jüngere Generation erwartet heute sogar, dass ein neu eingerichtetes Heim bereits über smarte Funktionen verfügt.

Anbieter aus zwei Richtungen

In so einem großen Markt tummeln sich mehr und mehr Anbieter. Sie kommen im Wesentlichen aus zwei Richtungen: Digitalfirmen wie Google, Apple, Amazon und die Telekom sind von ihrer Seite her in den Markt für Hausgeräte eingewandert. Auf der anderen Seite haben traditionelle Hersteller wie Philipps, Ikea oder Bosch digital aufgerüstet. Häufig sind die Apparate untereinander verknüpfbar: smarte Lampen von Philipps lassen sich mit der Sprachsteuerung „Alexa“ von Amazon ansteuern. Gemeinsam ist den Systemen meist, dass sie sich mittels Apps kontrollieren lassen. Fast alles lässt sich bereits anschließen: Licht, Heizung, Kühlschränke, Jalousien, Fernseher, Alarmanlagen, Staubsaugroboter, Tierfutterspender und sogar die Kaffeemaschine.

Einige der Geräte erfordern erheblichen Mut zur Technik. Vor allem die allgegenwärtigen Lautsprecher und Kameras wecken bei vielen Deutschen auch die Sorge wecken, dass Dritte einem in den privatesten Bereich hineinspähen können. Und das smarte Türschloss eröffnet eine völlig neue und zeitgemäße Form des Einbruchs. Wer das Schloss übers Netz davon überzeugen kann, sich zu öffnen, kann ohne weitere Gewaltanwendung in die Wohnung spazieren. Eine Umfrage der Verbraucherzentralen hat ergeben, dass knapp die Hälfte der Deutschen Hackerangriffe oder die Weitergabe von Daten durch das Smart Home fürchten. Trotz aller Erfolge am Markt: Für neun von zehn Befragten kommt die Anschaffung daher derzeit nicht in Frage.

Verbraucherschützerinnen sehen tatsächlich ganz konkrete Probleme mit ungeklärten Haftungsfragen und mangelndem Datenschutz. „Wer sich solche Geräte ins Haus holt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass in vielen Fällen umgekehrt auch sensible Daten das Haus verlassen“, sagt Christine Steffen, Juristin der Verbraucherzentrale NRW. Die Anwender sollten sich auf jeden Fall die Zeit nehmen und die Mühe machen, die Datenschutzerklärung zu lesen. Oft findet sich eine Einstellung, mit der sich die Weitergabe der eigenen Daten unterbinden lässt. Die Suche nach den entsprechenden Funktionen lohne sich, rät die Verbraucherzentrale.

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