Testergebnis Schnellere Passagierkontrollen an Flughäfen möglich

Frankfurt/Main · Ein simpler Kniff könnte bei Flugreisen zu wesentlich schnelleren Passagierkontrollen führen. Das haben Tests in Hamburg und Frankfurt ergeben. Weitere Verbesserungen sind technisch bereits möglich.

 Die neuartigen Passagier- und Handgepäckkontrollen am Frankfurter Flughafen sind nach Einschätzung der Bundespolizei deutlich effizienter als die bisherigen.

Die neuartigen Passagier- und Handgepäckkontrollen am Frankfurter Flughafen sind nach Einschätzung der Bundespolizei deutlich effizienter als die bisherigen.

Foto: Frank Rumpenhorst

Die Kontrolle des Handgepäcks und des eigenen Körpers empfinden die meisten Passagiere als zwar notwendigen, aber auch lästigen Teil ihrer Flugreise.

Besonders nervenaufreibend wird die Prozedur, wenn sich an den Schaltern lange Warteschlangen bilden und der Abflugtermin immer näher rückt.

Im vergangenen Jahr haben zu Stoßzeiten tausende Passagiere nicht nur in Frankfurt ihre Flüge verpasst, die Kontrollen haben ihren Teil dazu beigetragen. Doch Tests an den Flughäfen in Hamburg und Frankfurt versprechen nun Besserung und nähren die Hoffnung, dass ein weiterer Chaos-Sommer ausbleiben könnte.

Der Kniff scheint simpel, denn eigentlich geht es nur um die Möglichkeit, in der Kontrolllinie überholen zu dürfen. Schon am Eingang der neuen Konfiguration können drei Passagiere gleichzeitig ihr Handgepäck sortieren, Flüssigkeiten und Computer rausnehmen und auflegen - der erfahrene Vielflieger muss nicht mehr warten, bis der Flugneuling endlich den letzten Deostift gefunden und in die vorgeschriebene Klarsicht-Tüte gepackt hat. Auch im weiteren Verlauf haben die Kontrolleure die Möglichkeit, einzelne Gepäckstücke und Passagiere rauszuholen, ohne den ganzen Laden aufzuhalten.

Die federführende Bundespolizei stand 2018 in der heftigen Kritik von Flughäfen und Airlines mit der Lufthansa an der Spitze. Die deutschen Kontrollen seien zu teuer und zudem im internationalen Vergleich nicht effektiv genug, schimpfte beispielsweise der Frankfurter Flughafenchef Stefan Schulte. Die großen Flughäfen wollen den Einsatz der privaten Sicherheitskräfte an den Bändern künftig selbst steuern und möglichst auch die Anlagen selbst planen. Die Bundespolizei solle nur noch die Fachaufsicht führen, lautet der Vorschlag, für den aber das Luftsicherheitsgesetz geändert werden müsste.

Die Bundespolizei will nun beweisen, dass sie es auch besser kann. Die beiden neuen Kontrollspuren seien deutlich effizienter als die bisherigen, berichtete die Frankfurter Direktion am Freitag. Genaue Zahlen gibt es noch nicht, doch dem Vernehmen nach geht es in den neuen Spuren mindestens doppelt so schnell wie bislang.

Allerdings benötigen die neuen Anlagen mehr Platz als die alten: In einem zum Sommer geplanten Anbau am Frankfurter Terminal 1 sollen statt zehn herkömmlicher Linien für rund 10 Millionen Euro sieben neue Reihen eingebaut werden. Die Stundenleistung könnte internen Erwartungen zufolge so von rund 800 auf etwa 1500 Passagiere steigen. Dies würde insbesondere die Abläufe am Flugsteig A beschleunigen, der vor allem von Lufthansa genutzt wird.

Technisch ist noch mehr möglich. Die an deutschen Flughäfen eingesetzten Röntgengeräte kommen sämtlich aus einer unscheinbaren Industriehalle im Wiesbadener Ortsteil Erbenheim. Rund 600 Menschen entwickeln, bauen und vertreiben hier für den britischen Mischkonzern Smiths jährlich rund 4000 hochempfindliche Scanner für militärische und zivile Anwendungen. Ob hochgesicherte Konferenzen wie in Davos, Gerichte und Gefängnisse, Großveranstaltungen wie die letztjährige Fußball-WM oder eben die Sicherheitsbereiche der Flughäfen: Überall stehen Geräte der Smiths Detection, die sich selbst als europäischen Marktführer sieht. Die Exportrate liegt bei über 80 Prozent.

Für Entwicklungschef Rainer Henkel steht außer Frage, dass die derzeit an den deutschen Flughäfen installierten Scanner einen wesentlich höheren Durchsatz pro Stunde schaffen könnten. "Der Flaschenhals entsteht nicht am Gerät, sondern davor und dahinter", sagt der Ingenieur.

Einen weiteren Komfortsprung könnte die nächste, gerade erst zum Jahresende 2018 zertifizierte Generation der Smiths-Scanner bringen, verspricht Henkel. Erstmals wird die aus der Medizin bekannte Technik der Computer-Tomografie für Handgepäck angewendet. Statt vier Aufsichtsbildern wie bislang entstehen ohne Tempoverlust bis zu 800 Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Bildschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung der Gegenstände ermöglicht. Laptops und Flüssigkeiten könnten künftig im Handgepäck bleiben, denn mit nur einem Mausklick kann der Operator sie am Bildschirm ausblenden. Bisher wurden sie aussortiert, um das Röntgenbild zu vereinfachen.

Die CT-Technik wird beim Aufgabegepäck bereits seit 2012 verwendet, die neuen, in Europa bereits zugelassenen Handgepäck-Scanner werden unter anderem in den USA, Australien und in Amsterdam erprobt. Bleiben Flüssigkeiten, Laptops und anderes technisches Gerät künftig im Koffer, wäre das für die Passagiere komfortabler und hätte den erwünschten Nebeneffekt, dass die Zahl der zu überprüfenden Gepäckwannen sinkt. Die neuen Geräte sind teurer als ihre Vorgänger, räumt Smiths-Detection-Vertriebschef Alexander Rund ein. Ob sie auch an deutschen Flughäfen eingesetzt werden, hängt von der Entscheidung des Bundesbeschaffungsamtes ab.

Auch mit den neuen Spuren wird es in Frankfurt noch Wartezeiten geben, schließlich stehen im Sommer den 9 neuen Einheiten 180 mit der alten Technik gegenüber. Die Bundespolizei forderte Fraport am Freitag auf, für die größeren Kontrollspuren auch an den anderen Zugängen zusätzliche Flächen bereitzustellen, möglicherweise zu Lasten lukrativer Ladenflächen. Auch die Fluggesellschaften könnten ihren Beitrag für schnellere Kontrollen leisten, wenn sie über ihre Ticketpolitik die Handgepäckmengen reduzierten.

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