Ifo-Geschäftsklimaindex sinkt RWI schließt sich trüberen Konjunkturprognosen an

Berlin/Essen · Im Sommer gab es eine kalte Dusche für die Konjunktur. Geht der historisch lange Aufschwung der deutschen Wirtschaft nun zu Ende? Immer mehr Ökonomen sehen dunklere Wolken aufziehen.

 Kräne im Hamburger Hafen: Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer ist damit den vierten Monat in Folge gesunken. Der negative Trend setzt sich also fort.

Kräne im Hamburger Hafen: Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer ist damit den vierten Monat in Folge gesunken. Der negative Trend setzt sich also fort.

Foto: Axel Heimken

Weitere Ökonomen schließen sich den zunehmend trüberen Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft an. Am Dienstag drückte das Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI seine Erwartungen für 2019 auf 1,4 Prozent, nach 1,7 Prozent zuvor.

Für 2020 traut das RWI der größten Volkswirtschaft Europas noch 1,6 Prozent Wachstum zu, 0,3 Prozentpunkte weniger. Die neue Vorhersage liegt im Einklang mit den gesenkten Prognosen anderer Institute. Auch in der Wirtschaft selbst verschlechtert sich die Stimmung zusehends, wie der Ifo-Geschäftsklimaindex zeigt.

Trotz des sommerlichen Dämpfers kann die deutsche Wirtschaft indes angesichts der immer noch positiven Werte mit weiteren Wachstumsjahren bis zum Jahr 2020 rechnen - wenn eben auch mit gebremstem Tempo. Die Gefahr einer Rezession wird aktuell immer noch als gering taxiert.

Im Dezember fiel das Ifo-Geschäftsklima um einen Punkt auf 101,0 Zähler, wie das Forschungsinstitut mitteilte. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer ist damit den vierten Monat in Folge gesunken. Die befragten Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen für das nächste halbe Jahr schlechter als im November. "In diesem Jahr fällt die Bescherung für die deutsche Wirtschaft mager aus", fasste Ifo-Präsident Clemens Fuest die Umfrageergebnisse zusammen. Nur die Baufirmen schätzten ihre aktuelle Lage noch einmal etwas besser ein.

Die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) erwarten nach ihrer in der Vorwoche veröffentlichten Prognose für 2018 nur noch 1,5 Prozent Wachstum statt wie bisher 1,9 Prozent, in den Jahren 2019 und 2020 jeweils 1,8 Prozent, nach zuvor 2,0 und 1,9 Prozent. Das DIW senkte seine Prognose um 0,3 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent für dieses Jahr und um 0,1 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent für das kommende Jahr.

Der obere Scheitelpunkt der Konjunktur sei überschritten, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Holger Bingmann, am Dienstag in Berlin. Die Branche rechnet für 2019 nahezu mit Stagnation. Die Großhändler bewerteten ihre Aussichten in der jüngsten Unternehmerumfrage zurückhaltender als noch im Sommer. "Dabei spielen auch die zahlreichen internationalen Unsicherheiten eine gewichtige Rolle", sagte der BGA-Präsident. "Viele Unternehmen halten sich daher mit Investitionen in Kapazitätsausweitungen zurück und investieren nur in die Modernisierung ihrer Unternehmen", ergänzte er.

Auch die "Wirtschaftsweisen" hatten ihre Prognose heruntergesetzt. Sollte die deutsche Wirtschaft bis 2020 weiter zulegen, wäre 2020 das elfte Wachstumsjahr in Folge - eine ungewöhnlich lange Aufschwungphase, die nach dem Rezessionsjahr 2009 infolge der globalen Finanzkrise begann.

Im Gesamtjahr 2017 hatte die deutsche Wirtschaft ihre Leistung um 2,2 Prozent steigern können. Gebremst von Problemen in der Autoindustrie war sie indes im Sommer erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Für Unsicherheit sorgen derzeit vor allem die von US-Präsident Donald Trump angeheizten internationalen Handelskonflikte sowie der näherrückende Brexit. Außerdem stößt die Wirtschaft wegen der hohen Auslastung zunehmend an Wachstumsgrenzen. Als Gefahr gilt auch eine mögliche Abkühlung der chinesischen Konjunktur.

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