Exporte schwächeln Rezessionsgefahr: Top-Ökonomen sehen Konjunkturrisiken

Berlin · Deutschlands Wirtschaftswachstum kommt an seine Grenzen. Die internationalen Handelskonflikte schwächen den Export. Doch es gibt einen zweiten Grund für den Rückgang - und der ist hausgemacht.

 Die Handelskonflikte und der Fachkräftemangel bremsen den deutschen Aufschwung ein wenig ein.

Die Handelskonflikte und der Fachkräftemangel bremsen den deutschen Aufschwung ein wenig ein.

Foto: Julian Stratenschulte

Die weltweiten Handelskonflikte könnten nach Ansicht führender Ökonomen erhebliche Auswirkungen auf die exportstarke und erfolgsverwöhnte deutsche Wirtschaft haben.

Zwar seien Deutschland und Europa von den Handelsstreitigkeiten, die von den USA ausgingen, bisher weitgehend verschont geblieben. In ihrem Herbstgutachten warnen die Wirtschaftsforschungsinstitute aber zugleich: "Eine Eskalation des Handelskonflikts, die zu erheblichen Zollerhöhungen der USA auf breiter Front führt, dürfte in Deutschland und in Europa eine schwere Rezession auslösen."

Gegenmaßnahmen der EU wiederum dürften einen Konjunktureinbruch in der EU abmildern und in den USA eine schwere Rezession auslösen, heißt es in dem Gutachten, das an diesem Donnerstag in Berlin vorgestellt wird.

Die Forschungsinstitute schrauben die Konjunkturprognosen für Deutschland nach unten. Der seit Jahren anhaltende Wirtschaftsaufschwung in Deutschland verliere an Fahrt. Für dieses Jahr wird nunmehr ein Wachstum von 1,7 Prozent erwartet, im nächsten Jahr ein Plus von 1,9 Prozent. In ihrem Frühjahrsgutachten hatten die Forscher noch mit Zuwächsen von 2,2 Prozent für das laufende Jahr und 2,0 Prozent für 2019 gerechnet.

Als Gründe für das erwartete geringere Wirtschaftswachstum nennen die Institute zum einen schwächere Exporte. Das weltwirtschaftliche Klima werde rauer, heißt es. Zum anderen machten sich zunehmend Engpässe etwa bei Arbeitskräften bemerkbar. Die Wirtschaft beklagt seit langem einen Fachkräftemangel. Der Beschäftigungsaufbau in Deutschland schwäche sich allmählich ab.

Seit Jahresbeginn habe sich das internationale handelspolitische Klima "drastisch verschlechtert", schreiben die Institute und verweisen auf die Ankündigung und Umsetzung von Strafzöllen durch US-Präsident Donald Trump. "Sie leiteten eine weltweite Spirale hin zu mehr Protektionismus ein." Die betroffenen Handelspartner, allen voran China, reagierten mit Gegenzöllen.

Die jüngste Ausdehnung der Strafzölle der USA auf nunmehr die Hälfte aller Importe aus China stelle einen weiteren gravierenden Schritt hin zu einer Eskalation des Handelsstreits dar. "Es besteht die Gefahr, dass die Hürden im Welthandel höher werden und das multilaterale Handelssystem ernsthaft beschädigen."

Mit Ausnahme von Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte sei die EU bislang in einem nur geringen Umfang betroffen. Aber die von den USA angedrohten Anhebungen der Zölle auf Autos verdeutlichten, dass auch die Europäische Union tiefer in den Handelskonflikt hineingezogen werden könnte.

Höhere Zölle für Autos könnten vor allem die starke deutsche Autoindustrie empfindlich treffen. Die USA und die EU verhandeln derzeit über die Abschaffung von Zöllen auf Industriegüter.

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