Supermärkte Real-Käufer stellt jede zehnte Filiale infrage

Düsseldorf · Die Metro und der Investor SCP Group besiegeln den Verkauf der Supermarktkette Real. Den Düsseldorfern spült das 300 Millionen Euro in die Kasse – weniger als erhofft. Den Beschäftigten drohen nun Einschnitte. Verdi ist alarmiert.

  Metro hat den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarktkette Real unter Dach und Fach gebracht.

Metro hat den Verkauf seiner angeschlagenen Supermarktkette Real unter Dach und Fach gebracht.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Metro und die luxemburgische Investmentgesellschaft SCP Group haben den Verkauf der Supermarktkette Real unter Dach und Fach gebracht. Es bedürfe noch der Zustimmung der Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden, teilten beide Seiten mit. Da es sich bei SCP um einen Finanzinvestor und kein klassisches Handelsunternehmen handelt, dürften die Hürde gering sein. Sobald die Behörden grünes Licht geben, ist Olaf Koch am Ziel, die Metro zu einem reinen Großhandelskonzern umzubauen. Der Verkauf spült ihm nach Abzug aller Kosten 300 Millionen Euro in die Kassen. Das sind 200 Millionen weniger, als sich die Düsseldorfer noch vor ein paar Monaten erhofft hatten.

Auf die Mitarbeiter kommen nun unruhige Zeiten zu. Von den heute 276 Real-Filialen sollen gerade einmal 50 unter dem Markennamen Real weiter betrieben werden – zumindest für zwei Jahre. Für die übrigen 226 Filialen will SCP Käufer finden, sie verkleinern und „für unterschiedliche Nutzungen“ aufteilen oder sie schließen. Die Zahl der Filialen, für die SCP keine Zukunft sieht, beziffert das Unternehmen auf insgesamt 30 – darunter könnten nach dem Ablauf der zwei Jahre auch einige der unter dem Namen Real weitergeführten Filialen sein. Welche Standorte konkret betroffen sind, dazu äußerten sich beide Seiten am Mittwoch nicht.

Schließungen und Entlassungen so weit wie möglich vermeiden

Marjorie Brabet-Friel, Vorstandschefin von SCP erklärte: „Wir werden versuchen, Schließungen und Entlassungen so weit wie möglich zu vermeiden.“ Allerdings machte sie dabei eine Einschränkung: „Unser weiteres Vorgehen hängt jedoch auch von dem gemeinsamen Engagement aller Parteien ab.“ Konkret nennt sie die Beschäftigten, die kommunale Politik sowie die Immobilienbesitzer.

Übersetzt könnte man auch sagen: Wenn diese nicht zu finanziellen Zugeständnissen bereit sind, wird eine Schließung wahrscheinlicher. „Ziel ist es, dass die Mehrheit der Beschäftigten entweder im Rahmen ihrer jeweiligen Tarifverträge weiterbeschäftigt wird oder die Mitarbeiter im Falle einer Verlagerung von Geschäften von potenziellen neuen Betreibern übernommen werden“, teilten beide Unternehmen mit.

Ein Risiko bleibt also: Bei einem solchen Betriebsübergang sind die Besitzstände der wechselnden Mitarbeiter nach dem Gesetz nur für ein Jahr geschützt. Der neue Arbeitgeber könnte dann nach Ablauf der Zeit darauf pochen, weniger zu zahlen.

8500 Beschäftigte unter Tarifvertrag beschäftigt

Schon jetzt sind 8500 der derzeit 34.000 Real-Beschäftigten deutlich unter dem Flächentarifvertrag beschäftigt. Der Lohnunterschied kann dabei bis zu 30 Prozent betragen. Verdi spricht in diesem Zusammenhang von „existenzbedrohenden Zuständen“. Und bei der Gewerkschaft glauben sie ohnehin nicht, dass es mit den 30 Filialen getan sein wird. Verdi sprach deshalb auch von einem „bitteren Tag für die Real-Beschäftigten“: Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger warf dem Metro-Management um Olaf Koch vor, sich „für die Vernichtung von wahrscheinlich mehr als 10.000 Arbeitsplätzen“ feiern zu lassen.

Zugleich attackierte sie das Bundeswirtschaftsministerium, das tatenlos zusehe, „wie Tausende Menschen in die Arbeitslosigkeit getrieben und Arbeitsbedingungen im Einzelhandel geschliffen werden“.

Einschnitte deuten sich auch für die Real-Zentrale ab. „Im Zuge der geplanten Verkleinerung des Filialportfolios soll auch die Hauptverwaltung angepasst werden“, hieß es dazu von Metro und SCP.

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