Verkehrsplanung Platz für Fahrgäste an deutschen Bahnhöfen zu knapp

Berlin/Bonn · Buden stehen im Weg, Info-Anzeiger am Treppenende bremsen Reisende aus: Gerade zu Stoßzeiten sind Hindernisse auf Bahnsteigen ärgerlich. Das Gedränge auf großen Bahnhöfen könnte sogar noch größer werden.

 Reisende gehen am Hauptbahnhof über eine Plattform.

Reisende gehen am Hauptbahnhof über eine Plattform.

Foto: Tobias Hase/Illustration

Auf großen Umsteigebahnhöfen in Deutschland muss es nach Einschätzung der Verkehrsverbünde künftig mehr Platz geben. Sonst werde es angesichts von immer mehr Fahrgästen dort zu eng, sagte der Hauptgeschäftsführer des Dachverbands der Träger des regionalen Bahnverkehrs (BAG-SPNV), Frank Zerban, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) sieht in der Region insbesondere am Kölner Hauptbahnhof Handlungsbedarf.

Spätestens wenn der geplante „Deutschlandtakt“ komme, bräuchten die Fahrgäste kurze und ausreichend dimensionierte Wege fürs schnelle Umsteigen. Die Deutsche Bahn räumt Umbaubedarf ein. Man habe die Kapazitäten der Bahnhöfe aber schon länger im Blick, sagte ein Konzernsprecher. An hoch belasteten Bahnhöfen sollten nach Ansicht Zerbans „als kurzfristige Maßnahmen Kioske und Automaten auf Bahnsteigen entfernt werden, die das Ein-, Aus- und Umsteigen behindern. Denn schon heute sind viele Bahnsteige eher zu schmal für die Menge an Fahrgästen.“ Außerdem: „Fahrgast-Informationen sollten nicht am Ende von Treppen oder Rolltreppen installiert werden, weil sie sonst die Reisenden dort stauen.“

Deutschlandtakt soll Umsteigezeit reduzieren

Der Vertreter der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonen-Nahverkehrs erinnerte daran, dass die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag bis 2030 doppelt so viele Bahnfahrgäste anstrebt wie zuletzt. Bereits von 2002 bis 2016 sei die Fahrgastzahl im Schienenpersonen-Nahverkehr um 46 Prozent gestiegen. Für stark genutzte Bahnhöfe sei eine Analyse der Verkehrsströme nötig: „Dabei darf es nicht bei einer Status-quo-Betrachtung bleiben, sondern es sollten künftige Änderungen wie der „Deutschlandtakt“ einbezogen werden.“

Darunter wird ein Fahrplanmodell verstanden, bei dem die Züge an wichtigen Umsteigestationen gleichzeitig eintreffen. Lange Umsteigezeiten von einer halben Stunde und mehr soll es dann nicht mehr geben. Als Zielmarke für die engere Verzahnung von Nah- und Fernverkehr hat die Bundesregierung das Jahr 2030 genannt. „Der 'Deutschlandtakt' wird schrittweise kommen, mit jedem Fahrplanwechsel wird es Verbesserungen geben“, sagte Zerban. „Wenn die Knoten-Ausbaupläne realisiert sind – vor allem in Köln, Frankfurt und Hamburg – wird es einen deutlichen Schub geben.“ Nach der Analyse sei zu prüfen, wo zusätzliche Zugänge gebraucht werden. Die Planung müsse rechtzeitig beginnen.

Der NVR unterstütze die Forderungen, so Sprecher Benjamin Jeschor auf Anfrage. „Gerade am Kölner Hauptbahnhof zeigt sich anhand der zunehmenden Fahrgastzahlen, dass der Ausbau der Infrastruktur dringend vorangetrieben werden muss“, erklärte er. Es seien dort zwei neue Gleise geplant, die im Zuge des Ausbaus des Bahnknotens Köln entstehen. Dagegen seien die Kapazitäten am ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn und – nach Abschluss der Bauarbeiten – am Bonner Hauptbahnhof ausreichend, so der NVR, der regelmäßig die Qualität von Bahnhöfen und Haltepunkten untersucht.

Die Bahn sieht drei Wege, um die Stationen für mehr Fahrgäste zu rüsten. Bei Neubauten wie den Hauptbahnhöfen in Berlin und Stuttgart könne man größere Reisendenzahlen bereits einplanen, sagte der Sprecher. Bei historischen Gebäuden wie in Hamburg versuche man erst einmal, Freiräume für mehr Laufwege zu schaffen. Als dritten Aspekt nannte der Sprecher eine Koordination der ein- und ausfahrenden Züge, sodass nicht gleichzeitig aus zwei Zügen Passagiere aussteigen.

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