Deutsche reisen so viel wie nie Partylaune im Tourismusgeschäft

Berlin · Die Türkei als Urlaubsland erholt sich. Berliner Reisemesse ITB öffnet ihre Tore. Aber es gibt auch Sorgen.

 Am Ostseestrand in Mecklenburg-Vorpommern: Das Bundesland ist dieses Jahr Partner der Reisemesse ITB in Berlin.

Am Ostseestrand in Mecklenburg-Vorpommern: Das Bundesland ist dieses Jahr Partner der Reisemesse ITB in Berlin.

Foto: dpa

Die Reisebranche ist schon lange vor Saisonbeginn in Partylaune. Denn die gute Konjunktur und steigende Löhne veranlassen viele Konsumenten zu längeren Ferientrips mit höheren Ausgaben. „Für ihre Reisen haben die Deutschen im vergangenen Jahr rund 91 Milliarden Euro ausgegeben“, sagte der Chef des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, kurz vor dem Start der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. 155 Millionen Urlaubs- und Privatreisen wurden laut einer Studie des Instituts GfK 2017 unternommen. Die ITB ist mit rund 10 000 Ausstellern aus 186 Ländern die nach eigenen Angaben weltgrößte Branchenmesse.

Bei den Urlaubstrends stellen die Experten leichte Verschiebungen fest. Gewinner der Frühbuchersaison sind Griechenland und die Türkei. „Aktuell liegen die Umsatzzahlen für Türkei-Buchungen doppelt so hoch wie im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres“, erläutert Fiebig. Allerdings wirkten 2017 noch die politischen Unsicherheiten im deutsch-türkischen Verhältnis bremsend. Auch die nordafrikanischen Länder Ägypten, Tunesien und Marokko ziehen wieder mehr Gäste an. Dennoch bleibt Spanien auch 2018 unter den Auslandszielen der Spitzenreiter.

Spanien bleibt Spitzenreiter bei Auslandszielen

Für die Branche sind die Buchungen im Januar der wichtigste Indikator für die kommenden Urlaubssaison. Frühbuchen liegt im Trend. Gemessen an den Ergebnissen der letzten Wochen steuern die Veranstalter auf ein ausgezeichnetes Jahr zu. Die Umsätze bei Vorausbuchungen lagen im Januar 18 Prozent höher als im Vorjahr. Mehr als die Hälfte aller Reiseumsätze entfallen auf die Pauschal- und Bausteinangebote der Veranstalter. Onlinebuchungen bleiben auch im Trend. 40 Prozent der Reiseleistungen sichern sich die Kunden im Internet.

Obschon der Strandurlaub am Mittelmeer für viele Touristen den größten Reiz darstellt, bleibt Deutschland das wichtigste Ziel in den Ferien. Um fast drei Prozent stiegen die Umsätze des Gastgewerbes im vergangenen Jahr. Fast 460 Millionen Übernachtungen verzeichnet die Statistik. „Eine große Reisefreude trifft auf häufig gut gefüllte Reisekassen“, sagt der Chef des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel. Der Verband erwartet 2018 erneut ein Rekordjahr. Dazu könnte auch ein ungewöhnlicher Partner der ITB beitragen. Unter dem Motto „Urlaub ist unsere Natur“ wirbt Mecklenburg-Vorpommern um die Aufmerksamkeit des Fachpublikums.

Schattenseiten des Tourismus

Auf der Messe werden allerdings auch die Schattenseiten des Tourismus debattiert. „Das Stichwort lautet Overtourism“, erläutert Fiebig. Gemeint ist die Überforderung beliebter Urlaubsgebieten durch den Besucheransturm. „Wir müssen aufpassen, dass uns das Wohlwollen der Wohnbevölkerung durch zu viele Touristen nicht verloren geht.“ Städte wie Venedig oder Barcelona ächzen schon lange unter der Belastung durch zu viele Gäste. Berlin denkt über Strategien gegen den Partytourismus nach. Auf Sylt können sich die Beschäftigten der Branche kaum noch Unterkünfte leisten.

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