Expansion nach Europa NRW-Minister bringt Euskirchen als Tesla-Standort ins Spiel

Palo Alto/Mainz · Tesla-Chef Elon Musk will eine große Fabrik in Europa hochziehen. Im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in NRW legt man sich ins Zeug, um den amerikanischen E-Auto-Pionier als Standort zu überzeugen.

Der Elektroauto-Pionier Tesla hat zwar Produktionsprobleme und steckt tief in den roten Zahlen - das hält den schillernden Firmenchef Elon Musk aber nicht von großen Expansionsplänen ab.

Obwohl Teslas US-Werke derzeit Großbaustellen sind, will der umtriebige Tech-Milliardär Batterie- und Autofabriken in Asien und Europa hochziehen. Deutschland sei "die bevorzugte Wahl für Europa", twitterte Musk im Juni (auf Englisch) und ließ damit die Herzen hiesiger Tesla-Fans höher schlagen. Lokalpolitiker, die ihre Bundesländer gerne mit einem Werk des angesagten Autobauers schmücken wollen, fackelten nicht lange und rollten den roten Teppich aus.

So werben Rheinland-Pfalz und das Saarland bereits für sich als mögliche Standorte. Die rheinland-pfälzische Landesregierung bestätigte am Dienstag den Kontakt. "Selbstverständlich ist das Wirtschaftsministerium mit dem Unternehmen in einem guten Austausch", erklärte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Mainz auf Anfrage. Sie verwies darauf, dass mit Tesla Grohmann schon ein Standort von Tesla in Rheinland-Pfalz vorhanden sei. Informationen zu Unternehmen würden aber grundsätzlich vertraulich behandelt.

Tesla äußerte sich zu Gesprächen mit potenziellen Partnern in Europa nicht. Die Kalifornier hatten die Firma Grohmann aus Prüm im November 2016 gekauft. Grohmann baut automatisierte Anlagen für die Fahrzeugproduktion. Rheinland-Pfalz beheimatet nicht nur schon eine Tochterfirma von Tesla - das Bundesland will auch generell als Zentrum für Digitalisierung bei Musk punkten. So ist Kaiserslautern etwa Sitz des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, das übrigens auch einen Standort im Saarland hat.

Das Saarland signalisierte bereits im Juni öffentlich Interesse als Standort für Tesla. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und seine Stellvertreterin, Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD), warben per Brief an Musk für ihr Land als Standort einer Fabrik. Und sie hätten Antwort bekommen, hieß es am Dienstag in der Staatskanzlei Saarbrücken: "Das Angebot wurde von Tesla aufgegriffen und man zeigt sich dort gesprächsbereit." Das Saarland sieht sich in der Automobilindustrie breit aufgestellt und als einer der weltweit führenden Standorte für Informatik und Künstliche Intelligenz.

Auch Nordrhein-Westfalen brachte sich als Standort ins Spiel. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) informierte das Unternehmen laut Ministerium über den geplanten Green Battery Campus in Euskirchen als idealen grenznahen Standort.

Ob Tesla sich von den deutschen Ländern locken lässt? Bisher seien die Gespräche mit dem Unternehmen noch in einem frühen Stadium, berichtete das "Wall Street Journal" in seiner Dienstagausgabe unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Zudem verhandele der Autobauer auch mit Regierungsvertretern aus den Niederlanden, hier hat Tesla bereits seinen Europa-Hauptsitz aufgeschlagen. Musk hatte in seinem Tweet erklärt, es könne sinnvoll sein, die europäische "Gigafactory" an der deutsch-französischen Grenze zu bauen, nahe der Benelux-Länder.

Damit würde Tesla sich dicht an seinen wichtigsten Absatzmärkten auf dem Kontinent positionieren. Derzeit hat das Unternehmen aus Palo Alto in der kalifornischen Tech-Hochburg Silicon Valley aber ohnehin ganz andere Sorgen. Die Massenproduktion des Hoffnungsträgers Model 3 läuft holprig, außerdem stehen zunächst andere Großprojekte wie die Planung eines Werks in China an. Bei einem Aktionärstreffen im vergangenen Monat stellte Musk bis Jahresende seine Entscheidung für Europa in Aussicht, doch der Tesla-Chef hat einen Hang zu Verspätungen und hält seine zeitlichen Vorgaben häufig nicht ein.

Fest steht: Momentan hat Musk genug anderes um die Ohren. Das Model 3, das erste günstigere E-Auto von Tesla, mit dem der Massenmarkt erobert werden soll, sorgt für enormen Druck. Die Fertigungsziele mussten mehrfach verschoben werden und konnten Ende Juni nur mit Biegen und Brechen endlich erreicht werden. Um Musks ambitionierte Vorgaben halbwegs einhalten zu können, muss die Produktion rasch weiter hochgefahren werden. So gesehen ist Tesla mit den bisherigen Werken - einer Autofabrik im kalifornischen Fremont und einer großen Batteriefertigung in der Wüste Nevadas - schon ausreichend im Stress.

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