Kommentar zur Rückkehr zu mehr Meisterpflicht Notwendige Debatte

Meinung | Berlin · Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dringt auf eine Rückkehr zur Meisterpflicht in vielen Berufen und warnt vor Marktverzerrungen.

 Gar nicht so leicht, die Nägel aus dem Stuhl zu bekommen: Handarbeit gehört bei Annina Schreiber als Raumausstatterin dazu.

Gar nicht so leicht, die Nägel aus dem Stuhl zu bekommen: Handarbeit gehört bei Annina Schreiber als Raumausstatterin dazu.

Foto: picture alliance / dpa-tmn

Die Verheißungen waren groß, als die rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder ihre Agenda 2010 durchbrachte: Mehr Wachstum, mehr Arbeit versprach die Deregulierung der Arbeitswelt – auch durch den Wegfall der Pflicht zum Meisterbrief in vielen Berufen. Schon damals übten Verbände standesgemäße Kritik an dem Vorhaben. 15 Jahre später melden sie sich wieder zu Wort – und haben Recht damit. Schon deswegen, weil eine Gesellschaft gut beraten ist, derlei Weichenstellungen zu beleuchten und ihre Folgen immer wieder kritisch zu hinterfragen. Keinesfalls vergleichbar nämlich ist die ökonomische Situation damals und heute. Heute boomt die Wirtschaft, allenthalben herrscht Fachkräftemangel, Gewerke und Handwerke können sich vor Aufträgen kaum retten. Das macht es einfacher, strengere Vorgaben zu verlangen, den Meister wieder aufs Tableau zu heben und vielleicht auch in etwas zu positivem Licht darzustellen.

Eines aber ist klar: Meisterbetriebe bilden in den Regel auch qualifizierten Nachwuchs aus, während das die neuen Betriebe ohne den Meister kaum oder in einem erheblich geringeren Maße tun. Vermitteltes Können aber ist die Grundlage von guter Arbeit und Qualität. In manchen Bereichen mag sich der Meister schon auf Grund technischer Vereinfachungen überlebt haben. In anderen Bereichen mag sich heraus stellen, dass die Abschaffung der Meisterpflicht ein Fehler und die Rückkehr zu ihr geboten ist. Weder Deregulierung noch starre Reglementierung sind Allheilmittel.

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