Verbrauchertipp Faire Kleidung Das ist beim Kauf von Fair Fashion zu beachten

Bonn · Viele Kleidungsstücke landen ungetragen im Schrank. Verantwortungsvoll ist das nicht. Der Verbrauchertipp zeigt, wie man es besser machen kann.

 Eine Mitarbeiterin der Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung mbH in Hennigsdorf ist in der Kleiderkammer beschäftigt.

Eine Mitarbeiterin der Gesellschaft für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung mbH in Hennigsdorf ist in der Kleiderkammer beschäftigt.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Bekleidungsketten wie Zara oder H&M locken ihre modebewussten Kunden mit bis zu 24 neuen Kollektionen pro Jahr in die Läden. Doch die schnell konsumierte Fast Fashion hat einen hohen Preis.

Umweltverschmutzung, gigantischer Ressourcenverbrauch, menschenverachtende Arbeitsbedingungen und CO2-Emmissionen, die mit jährlich 1,458 Milliarden Tonnen höher sind als die des gesamten Flug- und Schiffsverkehrs vor der Corona-Krise – die Modebranche gilt mittlerweile als eines der ökologisch und moralisch schmutzigsten Geschäfte der Welt.

Das ist der Preis für die Produktion von jährlich über 100 Milliarden Kleidungsstücken, die eigentlich kaum jemand wirklich braucht.

Allein in deutschen Schränken liegen nach einer Studie im Auftrag von Greenpeace zwei Milliarden davon herum, die so gut wie nie getragen werden. Doch möglicherweise findet gerade durch die erzwungene Shopping-Pause während des Shutdowns ein Umdenken statt. Das legt zumindest eine Umfrage der Boston Consulting Group nahe, nach der 35 Prozent der Konsumenten vermehrt Kleidung von Unternehmen kaufen wollen, die sich nachhaltig verhalten.

 Milliarden Kleidungsstücke werden nur selten getragen.

Milliarden Kleidungsstücke werden nur selten getragen.

Foto: GA Grafik

Fair hergestellte Kleidung:

Zwischen Kiel und Konstanz gibt es etwa 200 Läden für ausschließlich fair hergestellte Bio-Kleidung. Ihre Adressen findet man beispielsweise im Einkaufsratgeber Textilien von Greenpeace, auf getchanged.net, bei Femnet, Naturtextil und Buy good stuff. Außerdem haben viele Kommunen Führer zum nachhaltigen Einkauf herausgegeben. Darüber hinaus bieten auch große Handelshäuser wie Peek & Cloppenburg zunehmend faire Modemarken an wie etwa das Kölner Label Armed Angels oder Nudie-Jeans. Und auch Online haben sich eine große Anzahl an Shops von Avocadostore bis Zündstoff auf fair und ökologisch hergestellte Klamotten spezialisiert.

Siegel für faire und ökologische Kleidung:

Unter dem Druck von Politik und Nichtregierungsorganisationen nehmen immer mehr Unternehmen Kursänderungen vor. So haben unter anderem H&M, C&A, Zara, Mango, Puma und Adidas im Rahmen der Detox-Kampagne von Green­peace Gifte weitgehend aus ihrer Produktion verbannt. Ihre Bemühungen vermarkten viele mit eigenen Labeln etwa der „Conscious-Collection“ von H&M oder Bio-Etiketten, die allerdings nur etwas über den Anbau der Fasern, nicht aber über den Herstellungsprozess aussagen.

Unabhängige Zertifizierungsstellen:

Verlässliche, durch unabhängige Zertifizierungsstellen kontrollierte Siegel sind dagegen Made in Green, GOTS und IVN Best. Bei Der blaue Engel, Bluesign, Cradle to Cradle und dem EU-Ecolabel steht die Ökologie im Vordergrund. Bei den sozialen Standards schneiden sie dagegen mäßig ab. Der Oeko-Tex Standard 100 sagt nur etwas über die Schadstoffrückstände im Endprodukt aus. 2019 eingeführt bezieht sich der staatliche Grüne Knopf bislang nur auf das Färben und Nähen und basiert auf bereits verliehenen Siegeln wie dem GOTS.

Problematisch ist außerdem, dass in Europa hergestellte Waren das Label automatisch erhalten, obwohl die Produktionsbedingungen in Osteuropa einer von Brot für die Welt und der Clean Clothes Campaign in Auftrag gegebenen Studie zufolge ähnlich katastrophal sind wie in Asien.

Die Reihe „Verbrauchertipp“ erscheint montags im GA und bietet Service rund um Verbraucherthemen.

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