Ballungsräume immer teurer Mieten ziehen 2017 weiter an - auch Immobilien teurer

Berlin · Begehrte Wohnlagen bleiben teuer - für Käufer wie Mieter. Das liegt auch daran, dass Hunderttausende Wohnungen fehlen. Für einige ist das eine gute Nachricht.

 Auch 2017 werden viele Bürger für die Miete erneut tiefer in die Tasche greifen müssen.

Auch 2017 werden viele Bürger für die Miete erneut tiefer in die Tasche greifen müssen.

Foto: Oliver Berg

Für Miete oder die eigene Immobilie müssen viele Menschen im kommenden Jahr erneut tiefer in die Tasche greifen. "Wir gehen davon aus, dass sich die Preisspirale weiter dreht", sagte der Direktor des Deutschen Mieterbunds, Lukas Siebenkotten.

Das gelte vor allem für Großstädte, Ballungsgebiete und Universitätsstädte. Auch der seit 2010 andauernde Preisanstieg bei Wohnimmobilien wird sich nach Überzeugung von Experten fortsetzen. Hier tut sich inzwischen sogar auf dem Land einiges.

"Es gibt Anzeichen dafür, dass es auch in ländlichen Bereichen zuletzt leichte Preissteigerungen gegeben hat", sagte Peter Ache, Geschäftsstellenleiter des Arbeitskreises der Oberen Gutachterausschüsse, der Deutschen Presse-Agentur. Die amtlichen Ausschüsse gewinnen ihre Erkenntnisse aus Kaufverträgen. Insgesamt sei das Investitionsvolumen in diesem Jahr nach vorläufigen Daten weiter gestiegen, sagte Ache.

Auch die Mieten zogen an - in Großstädten nach einem Umzug um sieben bis acht Prozent, wie der Mieterbund registrierte. Die Bestandsmieten verteuerten sich demnach zwar nicht ganz so stark, aber doch spürbar. "Es gibt kein Indiz, dass die Mieten 2017 weniger stark steigen", sagte Siebenkotten.

In ländlichen Gegenden sei der Markt allerdings stabil. Das liegt laut Siebenkotten vor allem an geringer Nachfrage: Junge Menschen ziehe es nach wie vor in die Großstädte, im Gegensatz zu früher zögen sie dort aber seltener wieder weg - unter anderem, weil weniger Familien gegründet würden.

"Die Wohnungssituation in den Ballungsräumen wird sich weiter anspannen", prognostizieren auch die Wohnungsunternehmen. Trotz steigender Baugenehmigungen werde derzeit nicht einmal "der Status quo des Wohnraum-Mangels gehalten", kritisierte der Präsident des Branchenverbands GdW, Axel Gedaschko.

Inzwischen fehlten in Deutschland 850 000 Wohnungen. Einfach höher und dichter zu bauen reiche da nicht mehr aus. "Wir brauchen neue Stadtteile und zugleich Verdichtung in den bestehenden", forderte Gedaschko. Mieter- und Wohnungsverbände plädieren dafür, Grundstücke mit Mietpreisbindung günstiger abzugeben und Wohnprojekten mit dauerhaft niedrigen Mieten staatliche Zuschüsse zu zahlen.

Für Baufirmen bedeutet die Entwicklung voraussichtlich über Jahre gute Geschäfte. Vor allem bei Mehrfamilienhäusern werde es ein deutliches Plus geben, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa. "Wir haben ein hervorragendes Jahr im Wohnungsbau gehabt und gehen davon aus, dass sich die große Nachfrage fortsetzt." Der Aufschwung werde voraussichtlich noch vier bis fünf Jahre anhalten. Wegen hoher Bau-Nebenkosten aber verdienten die Baufirmen trotz der guten Konjunktur "noch nicht richtig viel Geld".

Schwer berechenbar ist nach Einschätzung des Mieterbunds im kommenden Jahr die Nebenkosten-Abrechnung. Wer mit Gas- oder Fernwärme heize, könne mit niedrigeren Kosten rechnen. "Bei Ölheizungen dagegen komme es ganz darauf an, wann der Vermieter getankt hat." In der ersten Jahreshälfte sei der Ölpreis noch so niedrig gewesen, dass Mieter deutliche Einsparungen erwarten könnten. Alle, deren Vermieter aber im Herbst und Winter noch getankt hätten, müssten sich dagegen sogar auf höhere Kosten einstellen.

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