Trotz Streik und Terrorangst Lufthansa schafft trotz Streiks und Preiskampf Rekordgewinn

München/Frankfurt · Die Lufthansa will sich nicht auf ihrem Rekordgewinn ausruhen, denn der ist von einem Einmaleffekt geprägt. Im laufenden Jahr gibt es aber noch einmal eine Multimillionen-Spritze.

 Die Lufthansa und ihre Piloten haben im Tarifstreit einen Kompromiss gefunden.

Die Lufthansa und ihre Piloten haben im Tarifstreit einen Kompromiss gefunden.

Foto: Arne Dedert

Die Lufthansa hat 2016 trotz Terrorangst und Pilotenstreiks erneut einen Rekordgewinn eingeflogen.

Auch dank eines Sondereffekts bei den Betriebsrenten der Flugbegleiter blieben unter dem Strich 1,8 Milliarden Euro Gewinn übrig und damit fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr, wie der Dax-Konzern in München berichtete. "Wir sind endlich wieder in der Offensive", erklärte Vorstandschef Carsten Spohr. Die Dividende für die Anteilseigner soll 2016 mit 50 Cent je Aktie genauso hoch ausfallen wie im Vorjahr.

Die Tarifeinigung mit den Piloten vom Vortag dürfte den Überschuss im laufenden Jahr ebenfalls einmalig nach oben treiben. Der neue Finanzvorstand Ulrik Svensson sprach von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag, der 2017 wegen entfallender Pensionslasten eingespart werde. Lufthansa zahlt ihren Beschäftigten nur noch Festzuschüsse zur Altersversorgung, statt wie bislang die Betriebsrenten in voller Höhe zu garantieren. Das hat 2016 bei den Flugbegleitern 652 Millionen Euro gebracht. Die Piloten waren die letzte Berufsgruppe, die der Umstellung zugestimmt hat.

Doch das Tagesgeschäft der Airline bleibt schwierig. Fallende Ticketpreise und steigende Spritkosten belasten das Ergebnis. Die Kerosinrechnung dürfte 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 350 Millionen auf etwa 5,2 Milliarden Euro steigen, erklärte Svensson. Es sei aber im vergangenen Jahr gelungen, die Produktionskosten pro angebotenem Sitzkilometer um 2,5 Prozent zu senken.

Eine derartige Einsparung soll auch 2017 gelingen. Dazu soll auch der in seinen Grundzügen mit der Vereinigung Cockpit (VC) verabredete Tarifvertrag mit den Piloten beitragen, der laut Spohr die jährlichen Cockpitkosten von rund einer Milliarde Euro um 15 Prozent reduziert - es geht also trotz Gehaltserhöhungen um 150 Millionen Euro.

2016 schlug der sechstägige Pilotenstreik im November mit 100 Millionen Euro Kosten ins Kontor. Insgesamt hat das Unternehmen in der härtesten Streikwelle seiner Geschichte seit 2014 eine halbe Milliarde Euro verloren und über 800 000 Fluggäste enttäuscht.

Während der Umsatz aufgrund gesunkener Ticketpreise 2016 um gut ein Prozent auf 31,7 Milliarden Euro zurückging, sank der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn um rund vier Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Dazu trugen neben dem Streik ein 50-Millionen-Euro-Verlust der Frachtsparte Lufthansa Cargo und ein Gewinnrückgang bei der Wartungstochter Lufthansa Technik bei.

Teures Kerosin und der verschärfte Konkurrenzkampf um die Passagiere dürften das operative Ergebnis 2017 erneut leicht sinken lassen, kündigte Lufthansa an. Gleichwohl ist ein erneutes Passagierwachstum um 4,5 Prozent eingeplant. Dabei soll die Billigtochter Eurowings zurück an die Gewinnschwelle fliegen, sofern man die Kosten für die Integration der zusätzlichen Maschinen von Air Berlin und Brussels Airlines herausrechnet. Die Eurowings-Flotte soll schnell auf 160 Flugzeuge gebracht werden, um den großen Billiganbietern Ryanair und Easyjet begegnen zu können. Nach einem kleinen Gewinn im Vorjahr hat die Sparte 2016 gut 91 Millionen Euro Verlust eingeflogen.

Am neuen Lufthansa-Terminal in München setzte Spohr zudem sein Hauptdrehkreuz Frankfurt unter Druck. Er kritisierte erneut die Betreibergesellschaft Fraport, die vor allem dem Billigflieger Ryanair unfaire Rabatte auf Strecken einräume, die auch von anderen Fluggesellschaften bedient werden. "Wir wollen auf gleichen Strecken gleiche Konditionen", verlangte Spohr. Dieses Ziel wolle man vorzugsweise mit Verhandlungen erreichen, sonst müsse man spätestens im Sommer Klage einreichen.

Indirekt drohte der Lufthansa-Chef damit, Flüge aus Frankfurt an andere Drehkreuze der Lufthansa-Gruppe zu verlegen. Spohr kritisierte auch das Land Hessen, das größter Fraport-Anteilseigner und gleichzeitig Genehmigungsbehörde für die Rabattstaffel ist. "Hessen subventioniert den schärfsten Gegner des größten Arbeitgebers in Hessen", sagte Spohr. Zuvor hatte Lufthansa bekanntgegeben, dass sie fünf weitere Airbus A350 in München stationieren will.

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