Gesundheit wird teurer Krankenkassenbeiträge steigen weiter an

Köln · Eine neue Studie zur Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung zeigt: Es ist vor allem der medizinische Fortschritt, der die Kosten für die Krankenkassen in die Höhe treibt.

 Ein Patient auf der Intensivstation eines Krankenhauses. FOTO: DPA

Ein Patient auf der Intensivstation eines Krankenhauses. FOTO: DPA

Foto: picture-alliance / gms

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist finanziell gut gepolstert, die Kassen schwimmen sozusagen im Geld. Dennoch: In einer langfristig angelegten Studie über die Beitragsentwicklung in der Krankenversicherung kommt die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) zu dem Ergebnis, die GKV leide unter einer „strukturellen Einnahmeschwäche“. Seit 2000 und erst recht seit 2005 seien Gehälter und Renten, von denen Beiträge erhoben werden, langsamer gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Leistungsausgaben.

Karl-Josef Bierth, Leiter des DAV-Ausschusses Krankenversicherung, hält es auf längere Sicht für wünschenswert, der Einnahmeschwäche durch flächendeckende Tarifverträge oder eine Anhebung des Mindestlohns entgegenzuwirken. Aktuare sind Finanzmathematiker, die in der Versicherungswirtschaft Risiken analysieren und die Leistungsfähigkeit der Unternehmen überwachen.

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass die veränderte Altersstruktur (weniger Junge, mehr Alte) in ihren Auswirkungen auf Leistungen und Beiträge eher überschätzt wird. Der eigentliche Kostentreiber seien der medizinisch-technische Fortschritt (neue Medikamente, neue Diagnosen und Therapien) und die medizinische Inflation. Davon ist auch die Private Krankenversicherung (PKV) betroffen, zumal sie sich innovationsfreudig gibt. Die DAV meint, durch den Ausbau der Telemedizin oder die Einführung einer digitalen Gesundheitskarte ließen sich in erheblichem Umfang Kosten sparen.

Schwachpunkt ist Verzinsung der Rückstellungen

Was den demografischen Wandel angeht, so sieht sich die PKV im Vergleich besser gerüstet. Bis Ende 2017 hatte sie einen Bestand von 210 Milliarden Euro an Alterungsrückstellungen aufgebaut. Junge Versicherte zahlen mehr Beitrag, als sie verbrauchen, die Differenz geht in Rückstellungen, die im Alter zur Beitragsbegrenzung genutzt werden.

Der Schwachpunkt ist laut der Studie die Verzinsung der Rückstellungen. Je geringer der Rechnungszins, desto mehr muss man den Rückstellungen aus Beitragseinnahmen zuführen. Mit anderen Worten: Je länger die Flaute der Kapitalmarktzinsen dauert, desto deutlicher müssen die Beiträge steigen. Im Übrigen bilden Alterungsrückstellungen nur Vorsorge dafür, dass ältere Personen in der Regel häufiger krank sind, nicht aber für die ständige Verteuerung medizinischer Leistungen. Daher rührt manche unangenehme Beitragsüberraschung.

Für die Demografie spielt auch die Bestandsentwicklung eine Rolle, sagen Experten. In der PKV nimmt die Zahl der Vollversicherten tendenziell ab, in der GKV wächst die Zahl der Mitglieder. Der Nachschub an jungen Beitragszahlern ist demnach in der GKV eher gesichert als in der PKV.

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