Investment in Seecontainer Insolvenzverwalter versucht Finanzdienstleister P+R zu retten

München · Rund 3,5 Milliarden Euro Anlegergelder stehen bei P+R dem Vernehmen nach im Feuer. Nun stellt sich die Frage, ob bei den Geschäften alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

 Anleger bei P&R kauften mit ihrem Geld Frachtcontainer.

Anleger bei P&R kauften mit ihrem Geld Frachtcontainer.

Foto: picture alliance / Christophe Ga

Wer am sogenannten Grauen Kapitalmarkt anlegt, geht oft ein hohes Risiko ein. Das führt derzeit der Fall des pleitegegangenen Finanzdienstleisters P+R aus dem Münchner Nobelvorort Grünwald vor Augen, wo nun der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffe zu retten versucht, was noch zu retten ist. Das Schadenspotenzial beim Marktführer für Investments in Seecontainer ist enorm. 51.000 Anleger haben dort eine Milliardensumme angelegt. Experten sprechen von insgesamt 3,5 Milliarden Euro, die im Feuer stehen. Unklar ist, ob sich das im Rahmen eines normalen Anlegerrisikos abspielt oder ein Betrugsvorwurf erhoben werden kann. Jaffe schweigt zu diesem Punkt vorerst, hat aber in anderer Hinsicht Mitteilungsbedarf.

„Wir haben Verständnis für die schwierige Lage der Anleger, bitten aber zugleich darum, Ruhe zu bewahren“, appelliert Jaffe an die Geschädigten. Denn bislang sind nur drei Unternehmen aus dem P+R-Firmengeflecht insolvent. Zwei weitere Schwesterfirmen und vor allem die zentrale Einheit in der Schweiz sind das aber nicht, was Hoffnungen nährt, das Schlimmste noch verhindern zu können. Dazu muss man wissen, wie das vermeintlich lukrative Geschäft funktioniert.

Rund 1,3 Millionen Container im Einsatz

Wer bei P+R eingestiegen ist, hat mit seinem Geld Frachtcontainer gekauft, die dann an Leasinggesellschaften oder Transportkonzerne vermietet wurden. Aus diesen Mieteinnahmen speist sich die Anlegern versprochene Rendite zu einem Teil. Nach drei bis fünf Jahren werden die Container zudem von P+R verkauft zu etwa zwei Dritteln ihres Anschaffungswerts. Zumindest ist das die Kalkulation gewesen. Mit der Pleite von Reedereien in den letzten Jahren ist dieses Modell mehr als wacklig geworden. Noch läuft das vom Schweizer P+R-Ableger organisierte Vermietgeschäft aber. Sollten auch die Schweizer kollabieren, sieht es wirklich düster aus. Dann könne man Container nur noch zum Schrottpreis verkaufen, warnt ein Insider.

Vor allem auch deshalb appelliert Jaffe an betroffene Anleger, nicht auf eigene Faust zu versuchen, ihre Container zu verwerten. Das mache weder wirtschaftlich Sinn, noch sei es voraussichtlich möglich. Mit den Containern könne er langfristig Mieteinnahmen erzielen, so den Betrieb am Laufen halten und Verluste minimieren, erklärt der Insolvenzverwalter, der schon große Pleiten wie die des Medienimperiums von Leo Kirch gemanagt hat. Zudem könnten Anleger ihre Container kaum in Eigenregie verwerten. Rund 1,3 Millionen von ihnen hat P+R verstreut über die ganze Welt im Einsatz. Jeder Versuch, ihrer habhaft zu werden, würde erheblichen Schaden anrichten, der bis zum Totalverlust gehen kann, warnt Jaffe eindringlich.

Verbraucherschützer raten Anlegern zur rechtlichen Beratung

Parallel verschaffen er und sein Kollege Philip Heinke sich derzeit einen Überblick über die komplizierte Lage und erstellen dazu auch ein Gutachten. Mit von der Partie ist dabei die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Als rechtlich schwierig gelten speziell die Geschäftsbeziehungen in die Schweiz.

Eine andere Frage ist, ob bei den Geschäften grundsätzlich alles mit rechten Dingen zugegangen ist. P+R ist allerdings kein Neuling und betreibt das Geschäft mit Frachtcontainern schon seit 40 Jahren. Die längste Zeit hat das auch gut funktioniert, betont ein Insider. Andererseits gibt es Hinweise, dass P+R die Renditeversprechen künstlich aufgeblasen haben könnte. Jaffe erlaubt sich dazu vorerst noch kein Urteil.

Verbraucherschützer raten betroffenen Anlegern, sich rechtlich beraten zu lassen. Im vorläufigen Insolvenzverfahren seien zwar noch keine Forderungsanmeldungen möglich, erklärt die Verbraucherzentrale Bayern. Betroffene könnten aber vorab prüfen lassen, ob sie bei ihren Direktinvestments in Container falsch beraten wurden.

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