Mehr psychische Erkrankungen Immer mehr Deutsche melden sich krank

Berlin. · Wie aus einer Anfrage der Linken bei der Bundesregierung hervorgeht, melden sich immer mehr Deutsche krank. Nach Angabe des Bundesarbeitsministerium haben vor allem psychische Erkrankungen deutlich zugenommen.

 Ein Arzt misst in einer Praxis einer Patientin den Blutdruck.

Ein Arzt misst in einer Praxis einer Patientin den Blutdruck.

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Die Zahl der Krankheitstage von deutschen Arbeitnehmern ist im vergangenen Jahrzehnt um mehr als 70 Prozent gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach nahm die absolute Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage bei Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von 319.000 im Jahr 2008 auf 546.000 im Jahr 2017 zu.

Das ist ein Zuwachs von 71 Prozent. Allerdings stieg in den zehn Jahren auch die Zahl der Beschäftigten stark an. Doch nahm auch der durchschnittliche Krankenstand deutlich zu. Er stieg von 3,3 Krankheitstagen pro GKV-Versichertem im Jahr 2008 auf 4,0 Tage im Jahr 2018, wie aus der Antwort des Arbeitsministeriums hervorgeht. Psychische Erkrankungen als Ursache der Krankschreibungen nahmen demnach bis 2017 enorm um 144 Prozent zu. Hatte es 2008 noch gut 40 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage wegen psychischer Leiden gegeben, waren es 2017 bereits 98 Millionen.

Krankmeldungen haben Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung

Frauen seien mit gut 60 Millionen Krankheitstagen 2017 deutlich häufiger betroffen gewesen als Männer mit unter 40 Millionen. Allerdings war der Anstieg psychischer Erkrankungen seit 2008 mit rund 160 Prozent bei Männern deutlich ausgeprägter als bei den Frauen. Der Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage verringerte auch die Wirtschaftsleistung. Der Produktionsausfall auf Grund der Krankschreibungen von Arbeitnehmern stieg von 43 Milliarden Euro 2008 auf 76 Milliarden im Jahr 2017 – oder um 77 Prozent, wie aus der Antwort hervorgeht.

Die Linken bekräftigten vor diesem Hintergrund ihre Forderung nach einer Anti-Stress-Verordnung der Regierung. „Sie ist längst überfällig. Sie bedeutet klare und verbindliche Richtlinien, um Stress bei der Arbeit einzudämmen“, sagte Linken–Politikerin Jutta Krellmann. Sie forderte flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen, um die Gefährdung der Arbeitnehmer durch wachsenden psychischen Druck besser zu erfassen. „Die wichtigste Kontrollinstanz sind starke Betriebsräte. Doch ihre Zahl nimmt weiter ab“, beklagte sie.

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