Digitalisierung Telekom-Chef Höttges warnt vor Apple und Co.

Brüssel · Der Konzernchef der Deutschen Telekom begreift Digitalreisen wie Apple oder Microsoft zunehmend als Konkurrenz. Bei einem Auftritt in Brüssel spricht er eindringliche Worte.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Telekom.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Deutsche Telekom sieht US-Konzerne wie Microsoft, Apple oder auch Amazon immer stärker als Wettbewerber bei höherwertigen Angeboten jenseits der einfachen Telefonie. Dies sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges bei einem Vortrag vor dem Verband der Europäischen Telekommunikationsnetzbetreiber am Montag in Brüssel.

Gleichzeitig warnte er davor, dass in Deutschland der Ausbau von Glasfasernetzen nicht schnell genug vorankomme, weil der Staat zu hohe Auflagen mache.

Höttges beschrieb am Beispiel Microsoft, wie sehr sich die US-Digitalkonzerne praktisch zu breit aufgestellten Netzkonzernen entwickelten. Microsoft habe in nur einem Jahr sein Kernnetz aus hochleistungsfähiger Glasfaser auf 160 000 Kilometer verdreifacht. Der Konzern habe 54 Rechenzentren weltweit und betreibe 130 Standorte, von denen aus Kunden mit digitalen Inhalte n und Rechenkapazität versorgt würden. Gegen eine solche technische Aufrüstung seien Europas Telekomkonzerne nicht wirklich wettbewerbsfähig, warnte Höttges in Brüssel.

Bei immer weiteren Geschäften sieht er eine zunehmende Gefahr durch die Digitalkonzerne aus den USA: Über WhatsApp (Facebook), iMessage (Apple) und vergleichbare Dienste würden mittlerweile bis zu 100 mehr Nachrichten versandt als über SMS und den von den Telefonkonzernen angebotenen RCS-Dienst gemeinsam. Microsoft würde mit Skype for Business immer mehr Angebote für Unternehmen aufbauen. Amazon, Google und auch Microsoft würden jeweils in jedem Monat mehr als eine Milliarde US-Dollar investieren, um beim Cloud-Geschäft mit dem Speichern und Verarbeiten von Daten noch stärker mitzumischen.

Indirekt kritisierte er, dass die relativ harte Regulierung in Europa neue Investitionen erschwere: In der EU würden Mobilfunkkunden im Schnitt nur 15 Dollar pro Monat ausgeben, in den USA, Japan und Südkorea jeweils mindestens doppelt so viel. Als Ergebnis würde dann wiederum in der EU relativ wenig investiert: In den letzten vier Jahren hätten die EU-Telefonkonzerne gemeinsam rund 130 Milliarden Dollar in Mobilfunknetze investiert, in China, Japan und Korea hätte man gemeinsam doppelt so viel Geld in neue Handynetze gesteckt.

Für eine neue Wachstumsoffensive plädierte der 57-jährige Betriebswirt, dass die Digitalunternehmen Europas stärker zusammenarbeiten. Eine weitere Konsolidierung sei nötig. Auch aus diesem Grunde unterstütze er die Initiative Gaia-X der Bundesregierung, eine europäische Cloud-Lösung zu fördern

In Deutschland kritisierte er, dass es im Gegensatz zu vielen anderen EU-Ländern extrem teuer und aufwändig sei, neue Glasfasernetze zu bauen, die ein Übertragungstempo von weit mehr als einem Gigabit/Sekunde ermöglichen. Hierzulande koste es pro Haushalt meistens mehrere Tausend Euro, eine superschnelle Glasfaserleitung zu legen, auch weil kostengünstige Verlegeverfahren blockiert werden. In Spanien, Frankreich oder Portugal seien die Kosten viel niedriger und entsprechend die Versorgung viel besser.

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