Forschungsinstitute zur Konjunktur Gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft

Berlin · Die Forschungsinstitute rechnen mit 1,5 Prozent Wachstum. Aber nicht alles ist rosig: Brexit und Wahlen lassen die Unsicherheiten wachsen.

 Wenn die Bauwirtschaft floriert, geht es mit der Konjunktur auch nach oben.

Wenn die Bauwirtschaft floriert, geht es mit der Konjunktur auch nach oben.

Foto: picture alliance / Frank Rumpenh

Die Stimmung in der Wirtschaft ist derzeit so gut wie lange nicht. Und daran wird sich nach Ansicht der führenden Forschungsinstitute vorerst auch nichts ändern. In diesem Jahr rechnen die Experten mit einem Wachstum von 1,5 Prozent, 2018 mit 1,8 Prozent.

„Unsere Prognose ist mit großen Unsicherheiten behaftet“, räumt Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ein. Die internationalen Krisenherde, der Brexit und anstehende Wahlen in Frankreich und Italien könnten für einen Stimmungsumschwung sorgen. Andererseits könne sich das Wachstum aufgrund des weltweiten Aufschwungs auch deutlich stärker ausprägen als erwartet.

Die Schätzung für Deutschland weisen auf eine stabile Wirtschaftslage hin. Die Teuerungsrate bleibt moderat. Die Preise steigen in diesem Jahr um 1,8 Prozent und im kommenden Jahr um 1,7 Prozent. Dafür sorgt vor allem der nach wie vor vergleichsweise niedrige Ölpreis. Von der Zielmarken zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt, ist das noch ein Stück weit entfernt.

Bestens läuft es auch auf dem Arbeitsmarkt. Dort erwarten die Institute neue Beschäftigungsrekorde. Die Zahl der Arbeitslosen geht demnach 2017 um 170 000 auf dann noch 2,5 Millionen zurück. Mit gut 44 Millionen Erwerbstätigen sind so viele Menschen am Arbeitsleben beteiligt wie noch nie. Angesichts dieses Rahmen sieht Ferdinand Fichtner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auch Spielraum für deutliche Lohnerhöhungen. Einkommenssteigerung von drei Prozent hält er für möglich. „Das ist alles andere als destabilisierend“, sagt Fichtner.

Kritisch sehen die Forscher die zu geringen Investitionen in Deutschland. Dabei könnte vor allem der Staat deutlich mehr ausgeben, den das Steueraufkommen wächst weiter an. In diesem Jahr können Bund, Länder und Gemeinden mit einen Überschuss von fast 20 Milliarden Euro rechnen, wenn die Prognose der Forschungsinstitute richtig ist.

Die Politik sollte sich langfristig ausrichten und zum Beispiel mehr in Bildung investieren, verlangt Holtemöller.

Gut ist die Stimmung allerdings auch anderswo. Der Welthandel wird laut Gutachten um 3,3 Prozent wachsen. Protektionismus oder internationale Krisen bedrohen die gute Entwicklung jedoch. Doch dien Zuversicht überwiegt auch beim Internationalen Währungsfonds (IWF).

„Wir sehen eine Weltwirtschaft in beschwingtem Schritt“, sagt IWF-Chefin Christine Lagarde am Mittwoch und sprach sich erneut gegen Tendenzen zur Abschottung vom Freihandel aus.

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