Auf Möbelsafari in der Domstadt Was die Kölner Möbelmesse für die neue Wohnung bietet

Köln · GA-Redakteurin Sabrina Bauer sucht auf der Kölner Möbel- und Einrichtungsmesse „imm“ nach Inspiration für eine neue Wohnungseinrichtung. Ein Überblick zu den neuesten Trends.

 GA-Redakteurin Sabrina Bauer vor einer Lichtinstallation der Kölner Möbelmesse.

GA-Redakteurin Sabrina Bauer vor einer Lichtinstallation der Kölner Möbelmesse.

Foto: Natascha Bauer

Neues Jahr, neue Wohnung. Der Freude über den unterschriebenen Mietvertrag für eine neue Bleibe weicht schnell Ratlosigkeit: Wie fülle ich die neuen zusätzlichen Quadratmeter am sinnvollsten und schönsten? Streiche ich die Wände oder belasse ich sie in puristischem Weiß? Funktional soll es werden und gemütlich, aber keineswegs aussehen, als wäre es aus einem Möbelkatalog kopiert.

Schließlich ist rund ein Drittel der Bevölkerung mit dem derzeitigen Wohnstil unzufrieden, wie eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach und des Verbands der Deutschen Möbelindustrie ergeben hat. Ganz oben auf der Wunschliste stehen dabei eine neue Couch, Gartenmöbel sowie eine neue Küche oder ein neues Bad. Auch auf meiner persönlichen Einkaufliste haben eine neue Couch und Küche oberste Priorität. Gleich „1000 Wohnideen für dein Zuhause“ verspricht die internationale Möbel- und Einrichtungsmesse (imm) ihren Besuchern in Köln.

Hauptanziehungspunkt der Fachmesse an den drei Publikumstagen sind die vordersten Ausstellungshallen, die die Organisatoren mit dem Titel „Pure Editions – Innovative Interior- und Leuchten-Designs“ überschrieben haben. Zu sehen sind Sitzmöbel, Regale, Tische und Schränke in Braun- und Beigetönen – in den wohlklingenden Abstufungen von Cognac bis Schokolade. Grelle Farben oder Gegenstände aus Plastik sucht man hier vergebens, stattdessen besteht nahezu alles aus Naturmaterialien, Lieblingsmaterial der Hersteller ist Holz.

Die gedämpfte Messeatmosphäre durchbricht der Stand eines jungen Unternehmens aus Österreich. Aus den Boxen dröhnt Black Sabbath, an den Rückwänden sind Graffiti aufgesprüht. „Dreikant“ aus Salzburg fertigt Tische aus Massivholz an. Unebenheiten im Holz werden mit bunt eingefärbtem Epoxidharz ausgeglichen. Kaum ein Besucher, der an diesem Tag nicht stehen bleibt, und andächtig über die Holzoberfläche streicht. Anders als die übrigen Aussteller sind die drei nicht in dunkle Anzüge gehüllt, sondern tragen Jeans, Holzfällerhemd, Sneaker und Kappe. „Wir arbeiten nur mit regionalen Materialien – und das wird den Leuten wichtiger denn je“, erklärt Mitgründer Matthias Lienbacher. Das Holz stammt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Einzelstücke haben ihren Preis, zwischen 7000 und 10.000 Euro. „So einen Tisch kann man vererben“, raunt ein Besucher angesichts des Preises. „Das Interesse an solchen Produkten steigt“, meint Lienbacher, der bereits zum zweiten Mal auf der imm vertreten ist.

Dass nicht nur Aussehen, sondern auch Herstellungsprozess und Innenleben der Möbelstücke bei der Kaufentscheidung immer wichtiger werden, bestätigt auch Aaron Freitag. Sein Berliner Unternehmen „myfelt“ verkauft Teppiche, Polster und Hocker aus kleinen Wollkugeln, die in Nepal von Hand gefilzt werden. „Wir bewahren damit die traditionelle Handwerkskunst“, erklärt Freitag. Würde man die Filzobjekte aufschneiden, käme nur ein festes Wollknäuel zum Vorschein. „Es ist ein ehrliches Produkt.“

Die Vielzahl an ausgefallenen Wohnobjekten und Farbzusammenstellungen halten die meisten Besucher mit der Handykamera fest, wie in einem Skizzenbuch. Auffallend oft wird das Smartphone nicht nur gezückt, um die Inspiration einzufangen, sondern um sich für das fotobasierte soziale Netzwerk Instagram zu inszenieren. An dem Stand eines portugiesischen Leuchtenherstellers fragen die wenigsten nach dem Preis oder der Glasbläserei. Stattdessen lassen sich die Besucher reihenweise vor den gläserne Vogellampen ablichten.

Wer hofft, die perfekt inszenierte Wohnlandschaft direkt mit nach Hause nehmen zu können, wird enttäuscht. Denn verkauft wird auf der Messe eigentlich nichts. Ausnahme ist der Designmarkt in einer der unteren Etagen. Dort wird angeboten, was die eingerichteten Räume mit Leben füllen soll: Dekoartikel, Olivenöl, handgemachte Limonade und Schmuck. An manchen Ständen lohnt sich dennoch nachzufragen, vor allem wenn es sich um ausländische Firmen handelt.

Ein dänischer Hersteller, der Hocker, Bettkopfteile und Sessel aus Rattan fertigt, verkauft die Ausstellungsstücke nach Messeende zu einem vergünstigten Preis. Andere Stände machen unmissverständlich mit Schildern klar: „Die Musterware steht nicht zum Verkauf.“ Weitere haben alle Stücke mit Artikelnummern zum Scannen versehen, mit der man die Möbel direkt im Internetshop bestellen kann.

Hochpreisige und ausgefallene Stücke findet man auf der Möbelmesse viele. Unter den 1000 Wohnideen sind aber auch solche, die weniger Geld kosten und zum selber bauen anregen. Die kreativste Anregung liefert ein Aussteller, der seine Räume anstatt mit aufwendigen Holzkonstruktionen und klobigen Regalwänden mit kunstvoll gespannten Seilen optisch voneinander abgrenzt. Mehr als Ösen und ein dunkles Juteseil braucht es dafür nicht. Und damit hätte ich zumindest den Raumtrenner zwischen Küche und neuem Sofa schon gefunden.

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