Automobilindustrie Ford streicht 640 Stellen

Saarlouis · Der Autobauer Ford plant Einschnitte. An Standort Saarlouis sollen viele Jobs wegfallen. Außerdem rollt 2019 der letzte Kompakt-Van C-Max vom Band.

 Der neue Ford Focus Active läuft seit November im Werk in Saarlouis vom Band. 500 Mitarbeiter feierten das kürzlich. Der hier ebenfalls gefertigte C-Max soll eingestellt werden.

Der neue Ford Focus Active läuft seit November im Werk in Saarlouis vom Band. 500 Mitarbeiter feierten das kürzlich. Der hier ebenfalls gefertigte C-Max soll eingestellt werden.

Foto: pa/obs/Ford-Werke GmbH

Ford will in Saarlouis 640 Stellen streichen. Die Geschäftsleitung informierte am Montag bei einer Betriebsversammlung in Saarlouis weiterhin über ihren Plan, den Kompakt-Van C-Max im kommenden Jahr auslaufen zu lassen. Der Focus, das Hauptmodell der Fertigung in Saarlouis, soll künftig im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt werden. 640 Stellen sollen abgebaut werden. Das soll sozialverträglich über Ruhestand, Altersteilzeit und Abfindungen erfolgen. Außerdem gibt es 500 Leiharbeitnehmer, deren im Sommer auslaufende Verträge kaum verlängert werden. Weitere 300 Mitarbeiter hätten Zeitverträgen, sagte Ford-Betriebsratschef Martin Hennig.

Über die Pläne will die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat jetzt verhandeln. Hennig will darüber sprechen, ob durch eine Erhöhung des Volumens beim Focus der Abbau nicht geringer ausfallen kann. Möglicherweise könne er auch zeitlich gestreckt werden. Der C-Max soll seiner Meinung nach bis zu den Werksferien im Sommer gebaut werden. Auch müsse geklärt werden, welche Arbeiten die Stammbelegschaft künftig erledigen soll. Auch Mitarbeiter in Altersteilzeit sind noch zwei bis drei Jahre aktiv im Unternehmen. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei Ford in Deutschland bis März 2022 ausgeschlossen. Insgesamt arbeiten für Ford in Saarlouis rund 6500 Frauen und Männer.

Kein Nachfolger für den C-Max vorgesehen

Einen Nachfolger für den C-Max plant Ford nicht. Die Zulassungszahlen in Deutschland etwa sind in den vergangenen fünf Jahren um über 35 Prozent auf voraussichtlich 126 000 im laufenden Jahr gesunken. Andere Hersteller haben Modelle in dem Segment bereits eingestellt. Offenbar lohnt es da nicht, in ein neues Modell des C-Max zu investieren. Das aktuelle Modell wird immerhin seit gut acht Jahren verkauft, und die US-Konzernspitze den schätzt den Wagen überhaupt nicht. Ende Juli nannte Konzern-Finanzvorstand Bob Shanks vor Analysten den C-Max als ein Beispiel für unprofitable („low performing“) Fahrzeuge.

Im zweiten Quartal war Ford in Europa in die roten Zahlen gerutscht und musste einen Verlust vor Steuern von 73 Millionen Dollar ausweisen. Ford erwartet auch im Gesamtjahr 2018 in Europa ein Minus. Dabei peilt Ford eine operative Gewinnmarge von sechs Prozent an und will das Geschäft in Europa umbauen.

In Saarlouis laufen täglich 1400 Focus vom Band. Dazu kommen 140 C-Max statt der möglichen 350. Zuletzt hatte es wiederholt produktionsfreie Tage gegeben. Im Drei-Schicht-Betrieb ist das Werk nicht ausgelastet. Im Zwei-Schicht-System wie in der Kölner Fiesta-Produktion würde es billiger sein.

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