Ryanair-Chef Micheal O'Leary Flugtickets zum Nulltarif

London · Marketing-Gag oder realistische Maßnahme? Ryanair-Chef Michael O'Leary will Flugtickets zukünftig kostenlos anbieten. Was verbraucherfreundlich klingen mag, wird von Experten als Mogelpackung kritisiert.

Innerhalb der nächsten zehn Jahre seien die kostenfreien Tickets realistisch, verkündete der Ryanair-Chef laut einer Meldung der britischen Zeitung The Guardian auf einer Konforenz der Flugbranche in London. Demnach denkt O'Leary an eine neue Form der Partnerschaft mit Europas Flughäfen, die ihm diesen Schritt erlauben soll: „Wir werden unser Geld aus einem gemeinsamen Topf mit den Flughäfen verdienen – immer dann, wenn die Menschen durch die Abflughallen laufen und shoppen, werden wir einen Anteil aus diesen Einnahmen bekommen.“

O'Leary baut außerdem auf sinkende Ticketsteuern im Luftverkehr. Gerade die abgelegenen Flughäfen wie Düsseldorf-Weeze oder der hochdefizitäre Frankfurt-Hahn könnten von diesem Modell profitieren. Durch die kostenlosen Tickets sollen wieder mehr Kunden angelockt werden, wodurch wiederum die Geschäfte im Einzelhandel am Flughafen selbst blühen. So weit, so gut. Wo ist der Haken?

Nach Meinung deutscher Luftfahrexperten sei dieses Geschäftsmodell jedoch kritisch zu beurteilen (wie die Bild berichtet). Theoretisch seien die kostenlosen Tickets zwar möglich, allerdings müsse das Geld natürlich auf anderen Wegen wieder eingenommen werden. O'Leary werde als Unternehmer schließlich nicht freiwillig auf bares Geld verzichten. Zum einen sei die Luftverkehrabgabe in der Regel nicht ausschlaggebend für die Ticketpreise, wie O'Leary behauptet. Zum anderen mache Ryanair den kleinen Flughäfen leere Versprechungen, um abzukassieren. Ryanair sei vielmehr für rücksichtslose Geschäftsmodelle und arbeitnehmerfeindliche Konstrukte bekannt, die dem Konzern an anderen Stellen Geld einsparen.

James Lee Phillips, Vorstandsmitglied der „Vereinigung Cockpit“, bilanziert: „Die Airline bedient etliche kleine Flughäfen innerhalb der Europäischen Union nur solange, wie sie dort von den EU-Subventionen profitiert. Dann zieht sie weiter zum nächsten Airport.“ Am Ende werde so der Steuerzahler zur Kassen gebeten. Phillips weiter: „O’Leary ist ein sehr kluger Kopf und ein unglaublich guter Stratege. Aber die Mittel, zu denen er greift, sind grausam.“

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