Assistenzsystem EU stoppt Alkoholsünder am Steuer

Brüssel · Es ist ein Schritt auf dem Weg zu mehr Verkehrssicherheit: Die EU schreibt ab 2022 über 30 Sicherheitssysteme für alle Pkw vor. Autos sind dann so intelligent, dass sie unter anderem möglichen Alkoholkonsum des Fahrers erkennen.

Der Fahrer hat getrunken und bekommt postwendend die Quittung: Jeder Versuch, doch mit dem Auto nach Hause zu fahren, scheitert. Der Bordcomputer registriert übermäßigen Alkoholkonsum und verhindert das Anlassen des Motors. Lange haben die Fahrzeugexperten über dieses und andere Sicherheitssysteme in Pkw diskutiert. Nun macht die EU ernst. Bereits in der Vorwoche einigten sich Unterhändler des EU-Parlamentes und der Mitgliedstaaten darauf, Neufahrzeuge ab Jahrgang 2022 mit einem Paket von Fahrerassistenzsystemen auszustatten.

Motor drosselt automatisch

Der Alkoholmelder ist nur eines davon. Auch Tempoverstöße können die Autos von morgen unterbinden. Das so genannte ISA-System (Intelligent Speed Adaption) vergleicht die aktuelle Geschwindigkeit mit digital hinterlegten Karten oder Aufnahmen einer Frontkamera, die Tempolimit-Schilder ablichtet.

Sollte der Fahrer zu schnell unterwegs sein, bekommt er eine Warnung im Display. Reagiert er nicht, drosselt die Bordelektronik die Motorleistung, die Geschwindigkeit wird angepasst. Weiterer Bestandteil des Paketes ist ein Warnsystem für übermüdete oder unaufmerksame Lenker, die zum Beispiel durch das Handy abgelenkt sind. Hinter dem Armaturenbrett zeichnet ein Mini-Rekorder alle Daten der Fahrt auf, um nach Unfällen Informationen bereitzuhalten.

Gleiches System wie im Flugzeug

Es ist das gleiche System, das bei den Blackboxes in Flugzeugen zum Einsatz kommt. Bei Lkw sollen Abbiegeassistenten, die Unfälle mit Radfahrern verhindern, zum Standard werden. Teilweise lassen sich die Systeme allerdings auch kurz abschalten – beispielsweise beim Überholen: „Wir haben darauf gedrungen, dass der Fahrer nicht entmündigt wird. Ein Überschreiten der Höchstgeschwindigkeit wird aus Gründen der Verkehrssicherheit deshalb nur angezeigt. An bestimmten Stellen, wie vor Schulen, schadet es sicherlich nicht, wenn man an das Tempo erinnert wird“, sagte der CDU-Europaabgeordnete Andreas Schwab.

„Die Führerschaft, die Europa im Rahmen dieses Schritts zur Verbesserung der Sicherheit mittels Technologie in allen Formen von Transportsystemen an den Tag legt, ist begrüßenswert, da Regierungen auf der ganzen Welt mit ernsthaften Verletzungen und Todesfällen durch Unfälle auf der Straße zu kämpfen haben“, sagte Ken Kroeger, Geschäftsführer des kanadischen IT-Unternehmens „Seeing machines“, das sich auf Computervisionen im Transportwesen spezialisiert hat. Tatsächlich versteht die EU ihre Initiative als Schritt zum selbstfahrenden Auto.

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