Sechszylinder-Dieselmotoren Erneut Razzien an Audi-Standorten wegen Abgas-Affäre

München · Wer hat Schummelsoftware in Audi-Diesel-Autos einbauen lassen? Zum zweiten Mal lässt die Münchner Staatsanwaltschaft unter anderem die Konzernzentrale in Ingolstadt durchsuchen.

 Das Audi-Werk in Neckarsulm witrd durchsucht.

Das Audi-Werk in Neckarsulm witrd durchsucht.

Foto: Deniz Calagan

Staatsanwälte haben erneut die Audi-Zentrale in Ingolstadt und Büros im Werk Neckarsulm durchsucht. Nach den bisherigen Ermittlungen wegen Abgasmanipulationen in den USA rückten jetzt auch die in Europa verkauften Autos mit Sechszylinder-Dieselmotoren in den Fokus der Ermittler.

Das teilte die Münchner Staatsanwaltschaft mit. Der Kreis der Beschuldigten umfasse inzwischen 14 Menschen. Aktuelle oder ehemalige Vorstandsmitglieder von Audi seien nicht darunter.

Zuvor hatte der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", Norddeutschem Rundfunk (NDR) und Westdeutschem Rundfunk (WDR) über die Razzia berichtet. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Audi, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft zu haben. Seit einem Jahr ermittelt sie wegen Betrugs und strafbarer Werbung. Vom Dienstagmorgen an durchsuchten 18 Staatsanwälte sowie zahlreiche Beamte des bayerischen und baden-württembergischen Landeskriminalamtes Audi-Räume in Ingolstadt und Neckarsulm und eine Privatwohnung in Baden-Württemberg. Die Razzien dauerten am Nachmittag noch an.

Vor einer Woche erst hatte die Staatsanwaltschaft die Wohnungen von sechs Audi-Technikern und Ingenieuren durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Als einziger Beschuldigter sitzt der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand weiterhin in Untersuchungshaft. Er wurde schon im September 2017 festgenommen. Eine Haftbeschwerde ist derzeit beim Oberlandesgericht München anhängig. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen.

In einer spektakulären Aktion hatte die Staatsanwaltschaft München am 15. März 2017 während der Jahres-Pressekonferenz von Audi-Chef Rupert Stadler in Ingolstadt die Konzernzentrale durchsucht. Damals ging es um 80.000 in den USA verkaufte Autos. Nach Rückrufen des Kraftfahrtbundesamts für 127.000 in Europa verkaufte Autos mit Schummelsoftware wurden die Ermittlungen erweitert. Neben dem Ermittlungsverfahren führt die Staatsanwaltschaft auch ein Bußgeldverfahren gegen noch unbekannte Audi-Vorstände und gegen das Unternehmen.

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