Dubioser Hypothekengeschäfte Ein trüber Tag für die Deutsche Bank

Washington · Wegen dubioser Hypothekengeschäfte fordert die US-Regierung 14 Milliarden Dollar. Der Chef der Deutschen Bank John Cryan will sich allerdings wehren.

Auf der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) Anfang Oktober in Washington dürfte die jüngste Hiobsbotschaft für die Deutsche Bank das Pausengespräch beherrschen. 14 Milliarden Dollar (rund 12,5 Milliarden Euro) verlangt das US-Justizministerium von dem Frankfurter Geldhaus als Schadensausgleich für betrügerische Geschäfte, die zur Weltfinanzkrise 2008 beigetragen haben.

Weil der deutsche Branchenführer, ohnehin geplagt von Rekordverlusten noch andere Altlasten hat und für sämtliche Risiken lediglich knapp sieben Milliarden Euro zurückgestellt hat, will Bank-Chef John Cryan alles daran setzen, in den Verhandlungen mit den Juristen von Justizministerin Loretty Lynch das zivilrechtliche Bußgeld massiv zu drücken. Zielmarke ist dem Vernehmen nach eine Summe von drei Milliarden Dollar.

Finanzexperten in der US-Hauptstadt warnen jedoch vor zu viel Optimismus. „Zum einen hat die Deutsche Bank immer noch den Ruf, arrogant aufzutreten, wenn es um Fehler in der Vergangenheit geht“, sagt ein Insider der Denkfabrik Cato, „zum anderen darf man nicht die allgemein Banken-kritische Großwetterlage vor den nahenden Präsidentschaftswahlen unterschätzen.“ Vor allem die demokratische Kandidatin Hillary Clinton, der große Nähe zur Wall Street nachgesagt wird, versucht sich mit einer harten Haltung gegenüber den Großbanken zu profilieren.

Der aktuelle Streitfall, einer von rund 8000 weltweit für die Deutsche Bank, bildet den vorläufigen Schlusspunkt in der Auseinandersetzung um windige Hypothengeschäfte aus der Zeit 2005 bis 2007. Damals hatten viele Großbanken Hypotheken an zahlungsunfähige Familien vergeben. Die Risiken wurden später an Investoren weitergereicht – in Form von hochkomplizierten Anleihen, die den Banken immense Gebühren in die Kasse spülten. Als der Markt 2007 zusammenbrach, erwiesen sich diese Bonds als Rammschware. Das alles trieb die Finanzbranche an den Rand des Abgrundes und die Weltwirtschaft in die Rezession. Viele Käufer fühlten sich betrogen und klagten. Bei der Deutschen Bank betrug das Volumen der so genannten „Residential Mortgage-Backed Securities“ (RMBS) 80 Milliarden Dollar.

US-Großbanken hatten weitaus größere Finanzpakete geschnürt. Und wurden dafür entsprechend bestraft. Die Bank of America musste knapp 17 Milliarden Dollar berappen. JP Morgan war mit 13 Milliarden dabei, die Citigroup mit sieben Milliarden und Goldman Sachs mit fünf Milliarden. Von einer „bewussten Benachteiligung“ der Deutschen Bank könne darum „keine Rede sein“, heißt es aus Kreisen des Justizministeriums. Ebenso wird dort die Spekulation zurückgewiesen, die Milliardenstrafe sei die Quittung für das harte Vorgehen der Europäischen Kommission in Brüssel gegen den Computerriesen Apple. „Das hat nichts miteinander zu tun.“ Analysten verweisen darauf, dass sich die Deutsche Bank in der gleichen Angelegenheit bereits mit der „Federal Housing Finance Agency (FHFA), der Aufsichtsbehörde für die inzwischen verstaatlichten Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, auf die Zahlung von rund zwei Milliarden Dollar geeinigt hatte.

Für Bank-Chef John Cryan kommt die Nachricht aus den USA zur Unzeit. Sein Plan, die kostenträchtigsten Rechtsstreitigkeiten bis Ende des Jahres beizulegen und das schlingernde Geldinstitut zu konsolidieren, gerät in Gefahr. Die Aktie verlor gestern zeitweilig acht Prozent an Wert. Finanzexperten glauben, dass die Deutsche Bank ein Strafvolumen von über drei Milliarden Euro nicht ohne starke Einschnitte oder eine Kapitalerhöhung verkraften kann. Auf Hilfe der Bundesregierung kann das Geldhaus vorläufig nicht hoffen. Man mische sich nicht ein, erklärte das Finanzministerium in Berlin, hoffe aber auf eine „faire“ Behandlung. Finanzminister Wolfgang Schäuble wird darauf am Rande der Herbsttagung des IWF in wenigen Tagen gewiss zu sprechen kommen.

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