Rauchermarkt E-Zigaretten boomen weiter - Tabakverkäufe stabil

Dortmund · Rauchen ist krebserregend, soviel ist klar. Wohl auch deshalb scheint es sinnvoll, wenn Kettenraucher auf die weniger schädlichen E-Zigaretten umsteigen. Der Markt boomt, so wirklich happy sind Mediziner aber nicht.

 Zigarettenschachteln mit Schockbildern liegen auf einem Tresen in einem Kiosk.

Zigarettenschachteln mit Schockbildern liegen auf einem Tresen in einem Kiosk.

Foto: Monika Skolimowska/ZB

Die Nachfrage nach E-Zigaretten ist erneut deutlich angestiegen. Der Umsatz mit den tabakfreien Produkten sei im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf schätzungsweise 580 Millionen Euro gestiegen.

Das teilte der Verband des eZigarettenhandels am Freitag auf der Fachmesse Intertabac in Dortmund mit. Damit hat sich der Wert binnen zwei Jahren mehr als verdoppelt - 2015 lag er noch bei 270 Millionen (2016: 420 Millionen). "Es geht steil nach oben", sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Dac Sprengel. Immer mehr Raucher stiegen um auf E-Verdampfer.

Eine wirtschaftliche Gefahr für die Tabakhersteller? Jan Mücke, Sprengels Pendant beim Deutschen Zigarettenverband, schüttelt den Kopf. Zum einen vertrieben Tabakkonzerne inzwischen auch die Elektroalternative - als "Ergänzung des Produktporfolios", so Mücke. Die Verdampfer seien aber noch eine Nische. Zum Vergleich 2017 lag der Umsatz mit normalen Zigaretten und anderen Tabakprodukten bei knapp 26 Milliarden Euro. "Es wird die klassische Tabakzigarette noch sehr, sehr lange geben", sagte Mücke.

E-Zigaretten-Lobbyist Sprengel rechnet mit einem anhaltend hohen Wachstum, 2018 werde der Umsatz mit E-Zigaretten wohl zwischen 700 und 900 Millionen Euro liegen. Die Politik solle aktiv für die E-Zigaretten eintreten, um ihre Verbreitung stärker zu erhöhen, findet er. Der Lobbyist ist überzeugt, dass dies die Zahl der Krebserkrankungen reduzieren könnte.

Nach Angaben seines Verbandes sind tabakfreie E-Zigaretten "mindestens 95 Prozent weniger schädlich" als normale Zigaretten. Wissenschaftler sehen solche Aussagen mit Skepsis. Zwar bestätigt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), dass die E-Verdampfer "wahrscheinlich deutlich weniger schädlich sind als herkömmliche Zigaretten". Es wird aber befürchtet, dass durch die E-Zigaretten die Motivation zum völligen Rauchstopp und damit zum Ende einer Sucht sinkt. Unklar ist auch, wie viele Raucher die E-Zigaretten zum Umstieg nutzen - und wie viele sie bloß zusätzlich verwenden.

Hinzu kommt, dass auch junge Menschen unter den Konsumenten sind: Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zu hören, die E-Zigaretten seien ein potenzielles Einfallstor für Nikotinsucht.

Während die E-Zigaretten-Branche boomt, hielt sich der konventionelle Markt zuletzt immerhin stabil - im ersten Halbjahr 2018 versteuerten die Hersteller nach Angaben des Deutschen Zigarettenverbandes 37,3 Milliarden solcher Glimmstängel und damit in etwa so viele wie im Vorjahresvergleich - der Zuwachs liegt bei 0,3 Prozent. Durch Preiserhöhungen stieg der Umsatz um knapp vier Prozent auf 10,813 Milliarden Euro.

Die Erlöse für Feinschnitt - also losen Tabak zum Selberdrehen - blieben etwa gleich (1,8 Milliarden Euro). Grob gesagt gehen etwa zwei Drittel der Umsätze für Tabakprodukte als Steuern an den Staat.

Der Deutsche Zigarettenverband rechnet künftig aber mit einem schrumpfenden Zigaretten-Markt. In den vergangenen 15 Jahren habe sich die jährliche Zigarettenmenge in Deutschland von 150 Milliarden mehr als halbiert, sagte Verbandsvertreter Mücke. Grund sei unter anderem ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher. Ein leichter Abwärtstrend von ein bis zwei Prozent wird sich auch künftig nach Verbandsschätzung fortsetzen.

Die Intertabac ist einer der größten Treffs der Tabakbranche. Gut 500 Aussteller bewerben bis Sonntag noch ihre Produkte. Neben Zigaretten, Zigarren und Pfeifen sind das beispielsweise auch E-Verdampfer, Liquids.

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