Kommentar zum Abgasausstoß von Dieselfahrzeugen Die Politik ist gefordert

Meinung · Manchmal vollzieht sich gesellschaftlicher Wandel schneller als gedacht. Und es ist dann für die Politik eine wichtige Aufgabe, durch Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen das zu unterstützen.

 Seit Wochen unter Druck: Der Dieselkraftstoff kommt wegen erhöhter Stickoxidwerte ins Gerede. FOTO: DPA

Seit Wochen unter Druck: Der Dieselkraftstoff kommt wegen erhöhter Stickoxidwerte ins Gerede. FOTO: DPA

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Vor 40 Jahren gehörte es zum guten Ton, einem Handwerker eine Flasche Bier anzubieten, bevor er die Arbeit aufnahm. Jetzt ist das undenkbar. Vor 20 Jahren war es völlig normal, im Großraumbüro zu rauchen. Jetzt ist das unvorstellbar. Heute ist es völlig normal, ein Auto mit Dieselantrieb zu fahren. In 20 Jahren wird es wohl verpönt sein, sich öffentlich mit einem solchen Stinker zu zeigen. Die neuen Berechnungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass die gesamte deutsche Diesel-Flotte viel schmutziger als angenommen ist. Die Tatsache, dass selbst modernste Dieselfahrzeuge die EU-Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide um ein Vielfaches überschreiten, wird dazu führen, dass viele Autokäufer umsteigen.

Es wird Zeit, dass die Bundesregierung den erkennbaren Wunsch der Gesellschaft, für reinere Luft gerade in den Innenstädten zu sorgen, in politische Rahmenbedingungen umformt. Es ist kein Ruhmesblatt, wenn es der Regierung nicht gelingt, binnen eines Jahres eine einheitliche Position zu einem Plan der EU zu fassen, mit der die Autoindustrie beim Einhalten der Abgaswerte stärker kontrolliert werden soll. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die von der Autobranche fordert, die Wagen auf eigene Kosten nachzurüsten, ist hier sicherlich nicht der bremsende Part in der Regierung.

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