Kurssprung an der Börse Deutsche Bank begrüßt "Spuren des Wandels"

FRANKFURT · Der Gewinn des Bankhauses ist höher als von Analysen erwartet. Das hat der Aktie der Deutschen Bank einen Kurssprung verschafft.

„Der Startpunkt ist gesetzt, wir sehen bereits die ersten Spuren des Wandels in unseren Ergebnissen.“ So kommentiert Christian Sewing, der seit Anfang April die Deutsche Bank führt, deren Quartalsbilanz. Tatsächlich hat die Bank zwischen April und Juni mit 401 Millionen Euro zwar 14 Prozent weniger verdient als ein Jahr zuvor, doch weit mehr, als Analysten ihr zugetraut hatten. Die Eckdaten hatte die Bank deshalb schon Mitte Juli vorgestellt. Da hatte die Börse diese positive Überraschung noch mit einem Kurssprung quittiert. Der blieb nun aus, aber die Aktie notierte immerhin über dem Niveau von zehn Euro. Vor wenigen Wochen kostete sie noch weniger als neun Euro.

„Mir ist bewusst, dass wir seit Anfang April einen Wandel in unserer Bank angestoßen haben, der äußerst intensiv ist. Aber wir wissen auch alle, wofür wir das tun: Wir wollen so schnell wie möglich zurück auf die Erfolgsspur kommen“, schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. Immerhin hat die Bank im letzten Quartal ihre Bonität verbessert: Die harte Kernkapitalquote stieg von 13,4 auf 13,7 Prozent. „Das ist sehr positiv“, würdigt Philipp Häßler, Analyst der Equinet-Bank, diese Entwicklung. „Das sollte auch nachhaltig sein“, hofft er.

Die Bank scheint sich aus dem Tal herauszubewegen: Nicht nur der Gewinn fiel höher aus als erwartet, auch die Einnahmen stabilisieren sich, und die Restrukturierung geht voran. „Wir haben die Zusammenführung der Privat- und Firmenkundenbank und der Postbank abgeschlossen und die Integration von Sal. Oppenheim in die Vermögensverwaltung“, zählte Finanzvorstand James von Moltke bei der Bilanzvorlage auf. Die Neustrukturierung der Investmentbank sei auf gutem Weg, das könne man an den Mitarbeiterzahlen und der Bilanz erkennen. Mit den bereinigten Kosten und dem Stellenabbau sei man im Plan. Die liegen mit 5,6 Milliarden Euro tatsächlich um ein Prozent unter dem Vorjahresniveau. „Die Deutsche Bank ist auf dem richtigen Weg, der aber ein langer ist“, meint Analyst Häßler dazu.

Erträge im Anleihen- und Aktienhandel sanken

Denn es lief nicht alles rund: So zogen die Anleger bei der Fondstochter DWS, eigentlich der Ertragsperle der Bank, wieder Mittel ab, mit netto knapp fünf Milliarden Euro waren das aber weniger als noch im ersten Quartal, wo es noch 7,8 Milliarden Euro gewesen waren. Das hat weniger mit der DWS als mit der Konzernmutter Deutsche Bank zu tun, denn die Anleger waren über die chaotischen Zustände in dem Bankhaus in den ersten Monaten dieses Jahres offenbar verschreckt. Auch die Erträge im Anleihen- und Aktienhandel sanken, die Bank hat bewusst ihr Geschäft reduziert, aber auch Marktanteile verloren. Es ist also noch viel zu tun: „Das ist noch nicht die Trendwende, aber ein schöner Erfolg“, meint Philipp Häßler, Analyst der Equinet-Bank.

„Christian Sewing hat da neue Energie und Entschlossenheit hineingebracht“, bestätigt auch Finanzvorstand von Moltke den Eindruck, der neue Chef fordere mehr Disziplin. Die Kosten sollen schließlich bis Jahresende auf 23 Milliarden Euro sinken. Doch es werden Aufwendungen für den Umbau nötig, Abfindungen an die Mitarbeiter müssen gezahlt werden, die das Haus verlassen. Doch werden dafür offenbar nicht unbedingt die 800 Millionen Euro benötigt, die die Bank bisher einkalkuliert. 2100 Mitarbeiter sind im ersten Halbjahr schon gegangen, 1700 allein im letzten Quartal. Ende des Jahres sollen von den 97 535 Vollzeitstellen weltweit, die die Bank noch Ende 2017 zählte, weniger als 93 000 übrig bleiben, bis Ende 2019 sogar nur knapp 90 000.

Im Aktiengeschäft will die Bank ein Viertel der Stellen abbauen, damit sei man weit fortgeschritten, sagte Finanzvorstand von Moltke. Man habe weiter die US- Geldhäuser im Blick, sagte er. Die sind inzwischen zwar weit enteilt. Aber die Deutsche Bank will sich zunächst um ihre eigenen Belange kümmern, aufräumen, umstrukturieren.

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