Verkehrs-Infrastruktur Bahn verzichtet auf Stilllegung von Strecken

Bonn · Das Bahnnetz wurde seit 1994 in Deutschland ausgedünnt, viele Strecken sind stillgelegt. Doch jetzt zeichnet sich eine Trendwende ab.

 Totes Gleis: Für Stecken, die nicht mehr in Betrieb sind, gibt es Hoffnung.

Totes Gleis: Für Stecken, die nicht mehr in Betrieb sind, gibt es Hoffnung.

Foto: dpa/Guido Kirchner

An den regulären Bahnverkehr zwischen Overath, Lohmar und Siegburg können sich wohl nur die Älteren erinnern. Ist die Personenbeförderung doch schon in den 50er Jahren eingestellt worden. Zwischenzeitlich wurde auch der Güterverkehr eingestellt, der letzte Zug fuhr in den 90er Jahren aus dem Aggertal in Richtung Siegburg. Überlegungen, die Verbindung für den Nahverkehr zu reaktivieren, wurden verworfen.

Allein seit 1994 wurden bundesweit Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 3600 Kilometern stillgelegt, so der Verein Allianz pro Schiene. Das waren neun Prozent des Netzes. Doch jetzt gibt es offenbar die Trendwende.  Die Deutsche Bahn will nach eigenen Angaben nicht nur keine Strecken mehr stilllegen. Sie will auch mehrere Trassen wieder in Betrieb nehmen. Darüber berichtete zunächst der „Spiegel“. Bis zum Frühjahr will die Bahn Strecken identifizieren.

Liste für Wiederinbetriebnahme von Strecken

Strecken, deren Betrieb sich lohnen könnte, nennt jetzt schon die Allianz pro Schiene. Auf einer langen Liste führen sie Bahnstrecken auf, deren Wiederinbetriebnahme sich lohnen könnte, weil sie weiteres Fahrgastpotenzial heben könnten, Räume verbinden mit hohem Verkehrsaufkommen, eine Unterversorgung beenden oder andere Strecken entlasten. Oft erfüllen die aufgelisteten Strecken gleich mehrere Funktionen. Eine Bahn könnte sich lohnen zwischen Gummersbach-Osberghausen über Waldbröl nach Morsbach im Oberbergischen, zwischen Kall und Hellental, Ahrbrück und Adenau sowie Ulmen Gerolstein in der Eifel. Weitere Strecken gibt es rund um Aachen oder im Bergischen Land zwischen Bergisch Born und Marienheide.

Im Bergischen gibt es für Andreas Geißler, Referent Verkehrspolitik bei der Allianz pro Schiene, bereits ein sehr erfolgreiches Beispiel für eine erfolgreiche Reaktivierung einer Strecke. Seit 2003 fährt schon wieder ein Zug von Gummersbach nach Marienheide, seit 2014 auch weiter nach Meinerzhagen.  Zuletzt sei am Kreuzungsbahnhof Kierspe gebaut worden, so dass auf der Strecke ein Stundentakt möglich sei. Auch die Verbindung zwischen Aachen und Herzogenrath ist laut Geißler sehr erfolgreich. „Ein vernünftiges Bahnangebot lockt Fahrgäste an“, sagte Geißler. Und NRW mit seiner hohen Bevölkerungszahl habe das Potenzial für weitere Wiederinbetriebnahmen. Das soll auch die Bördebahn zwischen Düren und Euskirchen zeigen, die ab dem 15. Dezember wieder den täglichen Personenverkehr aufnimmt.

Für die Aggertalbahn zwischen Siegburg und Overath kommt das Umdenken der Bahn zu spät: Die Gleise existieren auf manchen Abschnitten gar nicht mehr, so wie in Siegburg, wo vor Jahren ein Radweg auf der Trasse angelegt wurde.

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