Vom TecDax in die erste Liga Dax-Umbau: Wirecard-Aktien steigen, Commerzbank gibt nach

Frankfurt/Aschheim · Der Aufstieg des Münchner Zahlungsabwicklers Wirecard in den Dax ist perfekt, die Commerzbank muss weichen. Für das Gründungsmitglied im Leitindex ging es an der Börse erneut bergab.

 Das Logo der Commerzbank AG. Das Finanzinstitut muss seinen Platz im Dax räumen.

Das Logo der Commerzbank AG. Das Finanzinstitut muss seinen Platz im Dax räumen.

Foto: Andreas Arnold

Nach dem Beschluss der Deutschen Börse zur Aufnahme von Wirecard in den Dax ist die Aktie des Zahlungsabwicklers weiter gestiegen.

Das Papier kletterte am Donnerstag vorübergehend um gut drei Prozent auf 188 Euro, büßte aber bis Handelsende einen Teil des Tagesgewinns wieder ein. Letztlich legten die Aktien im TecDax um 1,3 Prozent zu.

In den Wochen davor waren die Anteile von Wirecard schon von Rekord zu Rekord geeilt, der Börsenwert der Münchner erreichte knapp 21 Milliarden Euro. Der Konzern will nun nach einer Reihe von Zukäufen stärker aus eigener Kraft wachsen.

Wirecard wickelt digitale Zahlungen für Firmenkunden ab, bietet Risikoabsicherungen für Händler, verkauft seine Dienste an Dritte und ist mit seiner Zahl-App "boon" auch im Markt für mobiles Zahlen per Smartphone aktiv. Die Bayern arbeiten mit Google und Apple zusammen, die ihre Zahldienste in Deutschland groß machen wollen.

Bereits vor rund zwei Monaten war über den Sprung von Wirecard in die erste Börsenliga spekuliert worden, am Mittwochabend wurde dies von der Deutschen Börse bestätigt. Maßgeblich für die Zugehörigkeit zum Kreis der 30 Dax-Konzerne sind Börsenumsatz (Handelsvolumen) und Börsenwert (Marktkapitalisierung) der Unternehmen.

Bei der Commerzbank, die Wirecard am 24. September weichen muss und in den Mittelwerte-Index MDax absteigt, ging es indes abwärts. Die Aktie verlor knapp 2,3 Prozent und zählte zu den größten Verlierern. Die Bank kann wegen ihres gesunkenen Börsenwertes nach Streubesitz von knapp 8,4 Milliarden Euro nicht länger in der ersten Liga spielen.

Die Commerzbank gehört zu den Gründungsmitgliedern im 30 Jahre alten deutschen Leitindex. Der Vorstandsvorsitzende Martin Zielke wird so der erste Chef der Bank, in dessen Amtszeit der Konzern nicht mehr im Dax vertreten ist. Der Manager äußerte sich zuletzt betont gelassen dazu: "Für unsere Kunden, für unser Geschäft ändert sich damit überhaupt nichts."

Die Mitgliedschaft im Dax hat vor allem symbolischen Wert. Bei der Dekabank hieß es, die Index-Änderungen lieferten aber auch "ein schonungsloses Spiegelbild für die sich im Laufe der Zeit verändernde Industriestruktur". Wichtig sind sie aber auch für Fonds, die Indizes eins zu eins nachbilden (ETFs). Sie müssen umschichten, was meist den Kurs von Index-Aufsteigern stützt und Aktien von Absteigern belastet.

Wirecard will nun das Tempo für Zukäufe von Übernahmen drosseln. Mit dem Kauf des US-Kartendienstes Citi Prepaid Card Services sei das Unternehmen auf allen relevanten Kontinenten vertreten, sagte Finanzvorstand Alexander von Knoop der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden uns nun auf Wachstum aus eigener Kraft und Innovationen konzentrieren und Zukäufe nur opportunistisch sehen." Wirecard hatte in den vergangen Jahren viele Firmen gerade in Schwellenländern wie Indonesien und Südafrika gekauft. Im ersten Halbjahr 2018 waren Zukäufe für fast die Hälfte des Umsatzwachstums verantwortlich.

Für das Ziel, den Wirecard-Umsatz bis 2020 mehr als zu verdoppeln, werde der Konzern auch neue Branchen stärker in den Blick nehmen, sagte von Knoop. Zahlungsabwicklungen für Streaming-Dienste etwa seien attraktiv. Zudem stützten Dienste rund um digitale Zahlungen wie Risikomanagement und Datenanalyse, digitale Banking-Lösungen und Loyalitätsprogramme das Wachstum.

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