Neuordnung der Aktien-Indizes Dax-Familie stellt sich neu auf

Frankfurt · Viel Betrieb an der Börse: Die Commerzbank fliegt aus dem Dax, dafür kommt Wirecard rein. MDax, SDax und TecDax funktionieren mit neuen Regeln.

 Die Nebenwerte-Indizes der Deutschen Börse sind neu zusammengestellt.

Die Nebenwerte-Indizes der Deutschen Börse sind neu zusammengestellt.

Foto: picture alliance/dpa

Der Aufstieg von Wirecard begann inmitten der unruhigen Zeiten des neuen Marktes um die Jahrtausendwende: Ein Start-up, das sich auf die Fahnen schrieb, Bezahlungen im Internet abzuwickeln. Und die ersten Kunden fanden sich in Form von Internetseiten, die pornografisches Material anboten. Das liegt fast zwei Jahrzehnte zurück. Und seit gestern gehört Wirecard zu den 30 größten Börsenunternehmen Deutschlands. Wirecard ist in den Börsenolymp Dax aufgestiegen. Die klein geschrumpfte und teilverstaatlichte Commerzbank ist dagegen aus dem Dax geflogen.

Die Entwicklungen die hinter diesem Wechsel stehen, lassen sich so darstellen: Seit Jahresbeginn ist der Kurs der Wirecard-Aktien um über 80 Prozent in die Höhe geschossen, hat sich also fast verdoppelt. Und das ist nur die jüngste Börsenrallye von Wirecard. In den vergangenen fünf Jahren nämlich hat sich der Aktienwert des Unternehmens aus der Nähe von München fast verachtfacht. Commerzbank-Aktien dagegen haben in diesem Jahr fast ein Viertel ihres Wertes verloren.

Kriterien für die Zugehörigkeit zu den Indizes an der Börse in Frankfurt sind in erster Linie der Börsenwert; also die Summe des Wertes aller im Umlauf befindlichen Aktien. In dieser Hinsicht ist die Commerzbank durch Fehlentscheidungen in der Vergangenheit nur noch ein Schatten ihres einstigen Selbst. Der Börsenwert von Wirecard dagegen ist in der Vergangenheit immer weiter gestiegen – und hat nicht zuletzt sogar vor wenigen Wochen den Branchenprimus Deutsche Bank überholt. Die ist wegen der eigenen schwindenden Bedeutung an der Börse ebenfalls aus einem Index geflogen, nämlich dem europäischen Börsenindex EuroStoxx 50.

Aufstieg hilft Aktienkurs

Zum anderen spielt für aber auch die Anzahl der frei handelbaren Wertpapiere eine Rolle für die Zugehörigkeit in den Indizes. Je mehr Aktien frei handelbar, desto einfacher lassen sich fast zu jeder Zeit Käufer und Verkäufer an der Börse finden. Der Vorteil für Unternehmen, die es – wie nun Wirecard – unter die 30 wichtigsten Börsenunternehmen des Landes im Dax schaffen: Sie stehen mehr im Rampenlicht. Zudem kann ein Aufstieg auch dem Aktienkurs helfen. Denn Fonds, die die Indices abbilden, müssen die Veränderungen mitmachen, sie müssen entsprechend Aktien eines Absteigers verkaufen und die eines Aufsteigers zukaufen. Wirecard-Papiere waren gestern an ihrem ersten Dax-Tag der stärkste Gewinner im Leitindex, die Papiere der beiden Banken gaben nach.

Das Ablösen der Commerzbank durch Wirecard im Dax ist die augenscheinlichste Veränderung der wichtigsten Indizes an der Frankfurter Börse. Daneben gibt es noch andere Veränderungen. Im kleineren Dax-Bruder, dem MDax, fanden sich bisher 50 mittelschwere Börsenunternehmen, im SDax waren es auch noch einmal 50 kleinere Börsenkonzerne. Ab jetzt erhöht sich die Anzahl der MDax-Unternehmen auf 60, im SDAX steigt die Zahl sogar auf 70.

Durch die Erhöhung der Anzahl der Unternehmen in diesen Indices soll laut Deutscher Börse die unter anderem die Repräsentativität der Indizes steigen. Aufgehoben wurde deswegen auch die Abgrenzung von Dax, MDAX und SDAX gegenüber dem Technologie-Index TecDax, kurz: Seit dieser Woche ist eine Doppelmitgliedschaft in einem der drei Dax-Indizes und gleichzeitig dem TecDax möglich. So befinden sich nun beispielsweise die Telekom, Infineon oder auch der Dax-Aufsteiger Wirecard gleichzeitig im Dax und im Tec-Dax. An anderen internationalen Börsen ist eine Doppelmitgliedschaft von Technologiewerten schon seit langem möglich, in New York etwa an der Nasdaq und im S&P 500.

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