Pessimismus auf der Ferieninsel Darum gibt es weniger Buchungen für Mallorca

Palma · Auf Deutschlands Ferieninsel Nummer Eins macht sich Pessimismus breit: Erstmals seit Jahren geht die Zahl der Buchungen zurück. Auch weil der Urlaub in der Türkei und Griechenland wieder günstiger wird.

Pünktlich zu Beginn der sommerlichen Hochsaison flammen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca neue Proteste gegen den Massentourismus auf. An den Fassaden mehrerer Gästeherbergen in der Inselhauptstadt Palma tauchen urlauberfeindliche Parolen auf. „Hotels, raus aus dem Viertel“, haben Unbekannte an die Wände gesprüht. Oder: „Es reicht jetzt mit den Hotels.“

Ähnliche Graffiti waren bereits in den vergangenen Jahren im Sommer gesichtet worden. Doch die Hoteliers sind noch aus einem Grund besorgt: Erstmals seit Jahren gehen die Buchungen auf Europas bekanntester Ferieninsel zurück. Eine Trendwende, welche die deutschsprachige Mallorca Zeitung zu der Frage veranlasst: „Sind die fetten Jahre vorbei?“

Im gesamten Jahr 2017 waren auf der Insel noch 10,3 Millionen ausländische Feriengäste gezählt worden. Das war ein üppiges Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch nach dem ersten Halbjahr 2018 ist die Branche pessimistisch. Von Januar bis Ende Mai 2018 kamen laut amtlicher Statistik 0,35 Prozent weniger Urlauber als im Vorjahr. Auch die Buchungen für die Sommermonate liegen nach den provisorischen Zahlen im Minus.

„Es gibt eine klare Tendenz nach unten“, bestätigt Mallorcas Hotelverband. Als Grund wird vor allem die wachsende Konkurrenz aus anderen Mittelmeerländern angeführt. Die Türkei, Griechenland, Tunesien und Ägypten locken mit günstigen Rabatten, während auf Mallorca die Hotelpreise in den letzten Boomjahren gestiegen sind.

Hinzu kommen die Proteste gegen den Tourismus, die bei manchen Urlaubern das Gefühl auslösen könnten, nicht mehr willkommen zu sein. Am vergangenen Wochenende empfing ein kleiner Trupp von Demonstranten die Passagiere auf dem Airport Palmas mit Plakaten, auf denen Sprüchen standen wie: „Der Tourismus tötet Mallorca.“ Und: „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht.“

Auf Flugblättern, die den überraschten Reisenden in die Hand gedrückt wurden, hieß es: „Mallorca erlebt derzeit eine schwerwiegende Umweltkrise. Die Strände sind überfüllt, die Straßen wegen der vielen Mietwagen verstopft, die Müllmenge erreichen jeden Sommer Höchststände.“ Auch soziale Probleme wurden in dem Manifest angesprochen: „Mallorca ist das Paradies der prekären Arbeit und der niedrigen Löhne.“

In der Tat weiß man, dass viele Kellner und Zimmermädchen mit unsicheren Fristverträgen und miserablen Bruttogehältern von deutlich unter 1000 Euro leben müssen. „Wir Bewohner werden aus unseren Städten und Dörfern vertrieben, wo alles ausschließlich dem Tourismus unterworfen ist“, klagten die Demonstranten. Deswegen werde die Zahl der Bürger, die eine Begrenzung des Massentourismus forderten, jeden Tag größer.

Der Protest auf dem Flughafen war von der Bürgerplattform „Eine Stadt für die Bewohner“ (Ciutat per a qui l'habita) und von der linken Jugendgruppe Arran organisiert worden. Auch wenn es sich um eher kleine Bewegungen handelt, sprechen sie doch Probleme an, die viele Menschen auf Mallorca umtreiben. Probleme, die inzwischen sogar die Mitte-Links-Regierung der Balearischen Inseln, zu denen Mallorca gehört, zum Handeln zwangen. Die Inselregierung, die aus Sozialisten und der linken Regionalpartei Més besteht, beschloss bereits vor Monaten, die Zahl der Urlauber zu deckeln.

Dies soll durch eine Begrenzung der Gästebetten in Hotels und privaten Unterkünften erreicht werden, die zunächst nicht weiter wachsen und mittelfristig sogar von bisher 440.000 auf 320.000 gestutzt werden soll. Zudem wurde die Privatvermietung von Gästebetten, die in den letzten Jahren stark boomte, eingeschränkt. In der Inselhauptstadt Palma hatte die Ausbreitung von Ferienwohnungen zu einem Anstieg der Mietpreise von 40 Prozent in den letzten vier Jahren geführt, berichtete Palmas Bauderzernent José Hila jüngst. Mit dem Ergebnis, dass die einheimische Bevölkerung kaum noch bezahlbaren Wohnraum finde.

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