Eurowings überflügelt Lufthansa Darauf sollten Reisende bei Airlines achten

München · Eine neue Studie zeigt, dass es zwischen den in Deutschland aktiven Fluggesellschaften erhebliche Qualitätsunterschiede gibt. Der Flugatlas hat neun Airlines getestet. Die Preise sind dabei im Schnitt unverändert.

Klimaschutz ist in aller Munde. Oft passen Bekenntnisse aber nicht zu Taten wie Flugreisen, weiß Michael Haberland. „2019 wird in Deutschland ein Flugrekordjahr“, sagt der Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland. Weil Flugreisen anhaltend im Trend liegen, testet der Club alle zwei Jahre die wichtigsten hierzulande aktiven Fluggesellschaften. 2019 haben Lufthansa-Tochter Eurowings und Condor das Rennen gemacht. Die Testsieger haben Lufthansa vom ersten Platz verdrängt, die 2017 die Nase vorn hatte. Am mäßigsten abgeschnitten hat Billigflieger Easyjet. Im Schnitt unterscheiden sich die an Schulnoten orientierten Bewertungen aber nicht sehr, sagt Clubvize Ralf Baumeister. Die Testsieger kamen auf Note 2,0, der Verlierer auf Note 2,6. Bei einzelnen der 14 Kriterien sind die Unterschiede aber spürbar.

Deutlich sind die Preisunterschiede der insgesamt neun verglichenen Airlines. Als Basis genommen wurden Flüge nach Mallorca als beliebteste Auslandsflugstrecke deutscher Flugurlauber. Gebucht wurde für Augustwochenenden, also zu ausgesprochenen Hochpreiszeiten. Den billigsten Flug (ab München) hat dabei Lauda Motion mit unter 174 Euro angeboten, den teuersten mit knapp 519 Euro der spanische Billigflieger Vueling.

Im Vergleich zum Vorgängertest, der ebenfalls Strecken von Deutschland auf die Balearen verglichen hat, sind die Preise dabei im Schnitt unverändert. Die Pleite von Air Berlin habe nicht zu einem Anstieg der Preise geführt, sagen die Tester. Gebucht wurde durchweg online, und zwar direkt über die Homepage der Fluggesellschaft, was fast immer der billigste Weg sei. „Der günstigste Flug ist aber nicht immer die beste Wahl“, betont Baumeister. Denn oft entstehen Sonderkosten, die bei durchschnittlichen Flugpreisen nach Mallorca von rund 300 Euro spürbar ins Kontor schlagen können.

Lufthansa langt bei Gepäck kräftig zu

So kostet Übergepäck zum Aufgeben bei fast allen Fluggesellschaften zwischen zehn und 15 Euro je Kilogramm. Lufthansa berechnet dagegen pauschal 50 Euro, und das theoretisch schon bei einem halben Kilo zu viel. Klar am teuersten ist der deutsche Platzhirsch bei Sonder- und Sportgepäck mit 80 Euro. Das sei eine Verteuerung um stolze 60 Prozent im Vergleich zu 2017, betont Baumeister. Mit 30 Euro am wenigsten zahlt man für Surfboard- oder Fahrrad-Mitnahme bei Ryanair. Handgepäck hat manchmal keine Gewichtsbeschränkung (Easyjet, Ryanair und Laudamotion). Am knausrigsten ist Tuifly, wo Handgepäck maximal sechs Kilogramm wiegen darf.

Für kinderreiche Familien ist auch der Kinderpreis ein Unterscheidungskriterium. Mal fliegen Kleinkinder unter zwei Jahren umsonst mit (Vueling), mal kosten sie pauschal 31 Euro (Easyjet), mal ein Zehntel des Flugpreises (Lufthansa, Condor und Norwegian). Über zwei Jahren wird oft der volle Erwachsenentarif berechnet. Nur bei Lufthansa und Norwegian erhalten zwei- bis elfjährige Kinder noch 25 Prozent Rabatt.

Auch bei Umbuchungen und Stornierungen sind die Bedingungen recht unterschiedlich. Letztere sind manchmal gar nicht möglich wie bei Vueling oder Ryanair, ein andermal werden bis zu 50 Euro Bearbeitungsgebühr fällig (Condor) oder aber sie sind sogar kostenlos (Eurowings). Bisweilen existieren aber auch bei einer einzigen Fluggesellschaft mehrere Tarifvarianten. So ist bei Lufthansa eine Stornierung teils gar nicht möglich oder auch umsonst oder es werden 70 Euro berechnet. Ähnlich ist es bei Umbuchungen.

Verwirrende Tarifvielfalt

Allgemein habe die Tarifvielfalt teils verwirrende Ausmaße erreicht, sagt Mobil in Deutschland. Auch der Buchungsprozess auf den Internetseiten der Airlines unterscheide sich stark. Den übersichtlichsten, benutzerfreundlichsten und am wenigsten von nerviger Werbung begleiteten Auftritt sprechen die Tester Condor zu.

Bei der Bordverpflegung ist nur bei Lufthansa ein Snack und ein Getränk gratis mit dabei. Bei den anderen acht Gesellschaften kostet das zwischen 6,50 und 9,30 Euro, wobei Vueling am teuersten ist. Beim Sitzabstand haben die Tester kaum Unterschiede festgestellt. Hier liegen zwischen dem eigenen Sitz und der Rücklehne des Vordermanns zwischen knapp 74 und gut 76 Zentimeter.

Ein Tester ist auch mit allen neun Linien nach Mallorca geflogen und hat dabei das persönliche Flugerlebnis bewertet. Dabei hat Eurowings am besten und Laudamotion am schlechtesten abgeschnitten. Nicht in die Bewertung eingeflossen sind Öko-Kriterien wie Alter und Spritverbrauch der Flugzeugflotte. Mobil in Deutschland begründet das damit, dass Fluggesellschaften Strecken bisweilen über Partnerlinien betreiben und nicht Flugzeuge der eigenen Flotte verwenden. Diese Praxis könne das Testergebnis verfälschen.

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