Branche fürchtet Handelsstreit Chemie-Tarifverhandlungen für 580.000 Beschäftigte vertagt

Hannover · Die Chemiebranche spürt nach einem Jahresauftakt mit Umsatzrekorden Gegenwind. Konjunkturrisiken verunsichern wichtige Industriekunden. Trübere Aussichten könnten nun die Tarifverhandlungen erschweren. Die erste bundesweite Tarifrunde in Hannover wurde ohne Ergebnis vertagt.

 Die beiden Verhandlungsführer, Georg Müller (l) vom Bundesarbeitgeberverband Chemie und Ralf Sikorski von der IG BCE, unterhalten sich vor dem bundesweiten Auftakt der Tarifrunde.

Die beiden Verhandlungsführer, Georg Müller (l) vom Bundesarbeitgeberverband Chemie und Ralf Sikorski von der IG BCE, unterhalten sich vor dem bundesweiten Auftakt der Tarifrunde.

Foto: Hauke-Christian Dittrich

Die erste bundesweite Runde der Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten der deutschen Chemie- und Pharmabranche ist am Mittwoch ergebnislos vertagt worden.

Ein substanzielles Angebot der Arbeitgeberseite sei ausgeblieben, betonte die Gewerkschaft IG BCE und kündigte für kommenden Mittwoch Aktionen in mehr als 100 Betrieben an. "Die Beschäftigten spüren am eigenen Leib, wie sehr der Laden brummt", sagte der IG BCE-Verhandlungsführer Ralf Sikorski mit Blick auf die hohe Auslastung in den Betrieben.

Die Arbeitgeber dagegen verweisen auf Konjunktursorgen. "Die größte Hürde ist und bleibt das Geld; die IG BCE setzt weiter die rosarote Konjunkturbrille auf und bewegt sich keinen Millimeter von ihrer hohen Forderung herunter", kritisierte der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes BAVC, Georg Müller. Die Gewerkschaft fordert einen Entgelt-Aufschlag von sechs Prozent, beim Urlaubsgeld ein kräftiges Plus sowie strukturelle Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hatte am Mittwoch in Frankfurt betont, die Branche bekomme den nahenden Brexit und internationale Handelskonflikte allmählich zu spüren. Einige Kundenbranchen hätten im ersten Halbjahr aus Verunsicherung die Produktion leicht gedrosselt, andere stagnierten. Zwar rechne kaum jemand mit einem baldigen Abschwung. Aber viel deute darauf hin, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr nachlasse.

Im zweiten Quartal konnte die Chemieindustrie ihren Umsatzrekord zum Jahresauftakt nicht übertreffen. Von April bis Juni verharrte der Erlös gemessen am ersten Quartal bei knapp 50 Milliarden Euro. Die Produktion stieg nur leicht. Gemessen am Vorjahreszeitraum gab es aber ein Umsatzplus von 5,8 Prozent.

Im zweiten Quartal retten kräftige Ausfuhren nach Asien und in die USA sowie starke Pharmageschäfte die Bilanz. Während im Ausland das achte Umsatzplus in Folge erzielte wurde, sanken die Erlöse in Inland leicht. "Nur am Bau, in der Elektroindustrie und beim Maschinenbau läuft es weiter rund." Vier von sieben Chemiesparten hätten die Produktion bei hoher Auslastung gedrosselt.

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