Angeschlagener Warenhauskonzern Möglicher Chef-Wechsel bei Galeria Kaufhof

Frankfurt · Beim angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gibt es möglicherweise einen Chefwechsel. Am Montag informierten die Betriebsräte informieren über die Rettung des Konzerns.

 Filialen von Kaufhof und Karstadt Sport in Köln: Bei Galeria Karstadt Kaufhof gibt es möglicherweise einen Chef-Wechsel.

Filialen von Kaufhof und Karstadt Sport in Köln: Bei Galeria Karstadt Kaufhof gibt es möglicherweise einen Chef-Wechsel.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Mitten in den Sanierungsgesprächen der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt Kaufhof verliert deren Vorstandschef Stephan Fanderl womöglich seinen Job. Bestätigt wurde das noch nicht, doch angeblich solle Fanderl eine Abfindung in Millionenhöhe erhalten, hieß es bei ntv. Ihm werde Missmanagement bei der Ausrichtung des Konzerns vorgeworfen. Sein Nachfolger könnte der bisher für Finanzen zuständige Vorstand Miguel Müllenbach werden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Fanderl dem Konzern seinen Abschied angeboten hätte. Der Ausbruch der Corona-Pandemie habe „die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die fusionierte Warenhaus-Gesellschaft wie für den Handel insgesamt fundamental verändert“, teilte Fanderl am Montag auf Reuters-Anfrage mit: „Deswegen ist jetzt – im Rahmen des laufenden Schutzschirmverfahrens – Zeit für einen Neuanfang, und ich habe Signa eine einvernehmliche Trennung vorgeschlagen.“

Fanderl war schon länger nicht mehr in die Galeria-Zentrale in Essen gekommen, er befinde sich in einer Reha-Maßnahme, hatte der Konzern seit Wochen seine Abwesenheit erklärt. Dabei müssen bis zum Monatsende die Sanierungspläne beim Amtsgericht Essen vorliegen. Der Warenhaus-Konzern hatte Anfang April ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Zwar hatte Fanderl im vergangenen Dezember noch einen Integrationstarifvertrag mit den Arbeitnehmern vereinbart. Danach wollte das Management zusammen mit den Mitarbeitern Zukunftsperspektiven entwickeln. Fanderl hatte 2014 die Geschäftsleitung bei Karstadt übernommen, seit November 2018 ist er Chef des fusionierten Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof. War er zunächst bei den Mitarbeitern noch recht anerkannt, werfen sie ihm nun vor, er habe kein zukunftsfähiges Konzept für den Konzern vorgelegt.

Eine Schließung würde tausende Arbeitsplätze kosten

Gestern informierten die Betriebsräte in vielen Filialen die Mitarbeiter über den Stand der Verhandlungen zur Rettung des Konzerns. Die Arbeitnehmervertreter hatten sich bisher jedoch erst einmal Ende der vergangenen Woche mit der Geschäftsleitung getroffen, wegen des Schutzschirmverfahrens sind das faktisch jetzt der gerichtlich bestellte Sachwalter Frank Kebekus und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Mit einer Schließung würden tausende Arbeitsplätze verloren gehen. Wenn das Unternehmen bis 2022 wieder Gewinne schreiben solle, dann seien, so die Sanierer, in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von 130 Millionen Euro jährlich nötig – für Instandhaltung, Umbauten, Modernisierung der Filialen als auch in IT und Online-Handel. Die Beschäftigten sollten dazu mit deutlich weniger als der Hälfte beitragen, hatte Geiwitz in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ zwar gesagt. Dazu gehörten aber einheitliche Arbeitszeitregelungen für alle Filialen.

Die Gewerkschaft Verdi sieht darin das Mitbestimmungsrecht in den jeweiligen Filialen eingeschränkt. Verdi fordert hingegen einen Sozialtarifvertrag, der die Folgen von Schließungen für die Beschäftigten lindern helfen soll. Zusätzlich zu den Jobverlusten durch die Filialschließung fordern die Insolvenzverwalter einen Personalabbau um zehn Prozent.

(Mit Material von Reuters)

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