Interview mit BSI-Präsident Schönbohm BSI warnt nach Hackerangriff vor Lösegeldzahlungen

Bonn · Erpressung im Internet: Beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn häufen sich seit Freitag die Anfragen. Präsident Arne Schönbohm warnt nach dem Hackerangriff Unternehmen und Behörden davor, Lösegeld für verschlüsselte Daten zu zahlen.

Angriffe auf Unternehmen: Oftmals verlangen Hacker Lösegeld für die verschlüsselten Daten.

Angriffe auf Unternehmen: Oftmals verlangen Hacker Lösegeld für die verschlüsselten Daten.

Foto: picture alliance / Monika Skolim

Medienberichten zufolge hat „WannaCry“ Schäden auf rund 200 000 Rechnern in mehr als 150 Ländern verursacht. Haben Sie schon ein Lagebild für Deutschland

Arne Schönbohm: Während Teile der Wirtschaft gut aufgestellt sind, gibt es in anderen Teilen Nachholbedarf. WannaCry ist erneuter und eindringlicher Weckruf, mehr in die IT-Sicherheit zu investieren. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland in Bezug auf die Betroffenheit durch „WannaCry“ nur auf Platz 13. Die zahlreichen Initiativen und Maßnahmen, die das BSI auch gemeinsam mit der Wirtschaft in den letzten Jahren durchgeführt hat, tragen hier Früchte.

Für Beginn der neuen Arbeitswoche wurde zunächst eine neue massenhafte Verbreitung der Schadsoftware befürchtet. Am Montag gab Europol vorsichtig Entwarnung. Teilen Sie diese Einschätzung?

Schönbohm: Ja, diese Einschätzung teilen wir. Einen Anstieg der Infektionen aufgrund der heute begonnen Arbeitswoche kann das BSI derzeit nicht bestätigen.

Was sollten Privatpersonen und kleine Unternehmen nun beherzigen?

Schönbohm: Wichtige Schutzmaßnahme ist, das bereits seit März verfügbare Sicherheitsupdate von Microsoft einzuspielen. Wir haben es auf unserer Webseite www.bsi.bund.de verlinkt. Darüber hinaus sollten Anwender eine aktuelle Virenschutz-Lösung einsetzen. Ebenso wichtig ist es neben den technischen Maßnahmen, den gesunden Menschenverstand zu nutzen und nicht jeden Link oder Dateianhang anzuklicken.

Oft ist die Schadsoftware mit einer Lösegeldforderung verbunden. Offenbar wird dieses Geld teilweise auch bezahlt. Was empfehlen Sie?

Schönbohm: Unsere klare Empfehlung an die Betroffenen ist: Gehen Sie nicht auf die Erpressung ein, zahlen Sie kein Lösegeld. Jede Zahlung finanziert die Organisierte Kriminalität und steigert die Attraktivität dieses kriminellen Geschäftsmodells.

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