Übernahme durch Pharmakonzern Bayer kauft Monsanto für 66 Milliarden Dollar

Frankfurt/Leverkusen · Mit dem neuen Angebot für Monsanto haben die Leverkusener Erfolg. Für die Übernahme zahlt Bayer einen Kaufpreis von umgerechnet rund 60 Milliarden Euro.

Werner Baumann ist am Ziel. Am Mittwoch konnte er bei der seit Mai öffentlich betriebenen Megaübernahme von Monsanto Vollzug melden. Am Morgen sei die Fusionsvereinbarung unterzeichnet worden, sagte er bei einer Telefon-Pressekonferenz aus New York. Zuvor hatten die Mitglieder des Board of Directors, also des Verwaltungsrats, von Monsanto sowie Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer die Einigung auf den Megadeal einstimmig beschlossen.

Baumann zeigte sich entsprechend zufrieden. Monsanto lobte er etwa als ein Kultunternehmen. Mehrfach hatte Bayer sein Angebot nachgebessert, bis das Monsanto-Management schließlich eingeschlagen hatte. 128 Dollar pro Aktie zahlt Bayer. Die Gesamtbewertung von Monsanto beträgt damit 66 Milliarden Dollar (knapp 59 Milliarden Euro). Damit ist es die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen jemals gewagt hat.

Stemmen will Bayer das mit einem Mix aus Fremd- und Eigenkapital. Der Eigenkapitalanteil von 19 Milliarden Dollar werde voraussichtlich durch eine Bezugsrechtskapitalerhöhung und Pflichtwandelanleihen finanziert. Eine Brückenfinanzierung über 57 Milliarden Dollar war bereits im Vorfeld von den Banken BofA Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JP Morgan garantiert worden.

Zufrieden zeigte sich auch Monsanto-Chef Hugh Grant. „Wir sind überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Bayer für unsere Aktionäre die bestmögliche Wertschaffung bedeutet bei gleichzeitig größter Sicherheit durch das Barangebot“, so Grant.

Der Zusammenschluss erfolgt in einer allgemeinen Schwächephase des Marktes, in dem die Preise wichtiger Agrargüter – wie etwa Weizen – sinken. Da sparen Bauern an Traktoren, aber auch an Saatgut und Unkrautvernichtungsmitteln. Entsprechend hoch ist der Konsolidierungsdruck derzeit bei den Agrarchemiekonzernen.

Angesichts des anhaltenden Bevölkerungswachstums und des Klimawandels sieht Bayer aber unter dem Strich mehr Chancen als Risiken. 2050 würden wohl zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, drei Milliarden mehr als derzeit. Der Klimawandel setzt den Pflanzen zu, die vermehrt sowohl Trockenheit als auch Überflutungen aushalten müssten. Gleichzeitig werde die landwirtschaftliche Fläche wohl zurückgehen.

Da müssten die Landwirte die Produktivität steigern, um die Nachfrage zu bedienen. Und dafür hätten Bayer und Monsanto die richtigen Produkte. Monsanto ist stark bei Saatgut, das freilich oft genverändert ist, Bayer beim Pflanzenschutz. Beide Unternehmen ergänzten sich so und wollen in Zukunft mit abgestimmten Produkten und integrierten Lösungen bei den Kunden punkten. Immerhin bilden beide die kommende Nummer eins in der Agrarchemie mit einem addierten Forschungsetat von 2,5 Milliarden Euro.

Auch regional ergänzen sich die Unternehmen. Monsanto ist in Amerika stark, wo Bayer noch Nachholbedarf hat. Einen Mehrwert soll die Fusion letztlich auch für die Landwirte haben.

Trotz dieser Logik war der Deal von Anfang an umstritten. Monsanto steht in Europa wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Außerdem wird ihm ruppiges Verhalten im Umgang mit seinen Kunden vorgeworfen. Und er vertreibt den Unkrautvernichter Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Im Sommer nahm der kanadische Rockstar Neil Young den Konzern ins Visier. Auf dem mit der US-Band Promise of the Real eingespielten Album „Monsanto Years“ gibt es ein gleichnamiges Lied, das die Kritik an Monsanto bündelt.

Zustimmen müssen der Fusion noch die Monsanto-Aktionäre und die Aufsichtsbehörden. Ende 2017 soll der Zusammenschluss dann unter Dach und Fach sein.

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