Mehr Ärger für Bayer Bayer ist mit 8000 Klagen gegen Glyphosat konfrontiert

LEVERKUSEN · Mehr Menschen als bislang bekannt klagen derzeit in den USA gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Bayer will sich dagegen energisch wehren.

In den USA klagen mehr Menschen wegen des Unkrautvernichters Glyphosat gegen Bayer als bislang bekannt. Ende Juli hätten 8000 Klagen vorgelegen, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Donnerstag bei einer Telefon-Konferenz mit Analysten. Bislang war von 5000 Klagen ausgegangen worden. Bayer wolle sich energisch verteidigen, so Baumann. Das nächste Verfahren werde im Oktober in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri stattfinden.

Mitte August war die Bayer-Tocher Monsanto, die Glyphosat entwickelt hat, von einem Gericht in San Francisco zu einem Schadensersatz von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt worden, der seine Erkrankung auf den Unkrautvernichter zurückgeführt hatte. Baumann bekräftigte, man werde das Urteil anfechten. Rückstellungen für Schadensersatzzahlungen habe Bayer bislang nicht gebildet.

Baumann verwies auf mehrere Studien, die belegten, dass Glyphosat sicher verwendet werden könne und keinen Krebs verursache. Eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation WHO hatte Glyphosat aber als „wahrscheinlich“ krebserregend eingestuft. Die Liste der so klassifizierten Stoffe hat über 100 Positionen, darunter auch Wurst und rotes Fleisch. Die Agentur stellt fest, ob eine Substanz grundsätzlich in der Lage ist, Krebs auszulösen. Weil sie Substanzen mit unterschiedlichem Risiko in dieselbe Kategorie eingeordnet, verwirre sie Verbraucher, sagen Kritiker.

US-Urteil ließ Bayer-Aktie um 10 Prozent einbrechen

Glyphosat, so Baumann, sei nicht der Grund für die Erkrankung des Mannes. Das Urteil von San Francisco hatte die Bayer-Aktie aber an einem Tag um zehn Prozent auf 83,73 Euro einbrechen lassen. Auch in den Folgetagen war das Papier weiter gesunken, um sich dann wieder etwas zu erholen. Mit der Konferenz am Donnerstag warb Bayer wohl auch bei Investoren um Vertrauen.

Das Urteil ändere nichts an der Strategie von Bayer, hieß es. Der Unkrautvernichter soll auf dem Markt gehalten werden, Landwirte verlangten nach ihm. In einem Interview des Handelsblattes hatte Baumann zuvor gesagt, dass sich die Sicherheitsbewertung von Glyphosat seit dem Zeitpunkt der Übernahme nicht verändert habe. Wenn das anders wäre und man feststellen müsste, dass in der Due Diligence etwas übersehen wurde, würde man reagieren. Das sei aber nicht der Fall.

Einen kompletten Einblick in die Bücher von Monsanto hat Bayer erst seit August. Bis alle Bedingungen für den Kauf erfüllt waren, wurden die Konzerne getrennt geführt. Vor wenigen Tagen konnte Bayer dann mit der Integration des 63-Milliarden-Zukaufs beginnen.

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