Schlechte Noten für die Bausparkassen Bausparkassen beraten Kunden oft schlecht

Berlin · Laut Stiftung Warentest ist nur eines von 16 getesteten Instituten gut. Die Beratungsfehler sind für die Kunden teuer.

 Bausparverträge werden zur Immobilienfinanzierung genutzt.

Bausparverträge werden zur Immobilienfinanzierung genutzt.

Foto: dpa/Oliver Berg

Mit harscher Kritik an der Beratungspraxis hält sich der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest, Heinz Landwehr, nicht zurück. „Die Verträge, die Bausparkassen unseren Testkunden verkaufen wollten, waren alles andere als gut“, ärgert er sich und nennt die Beratungsgespräche ein „Armutszeugnis“ für die Branche. Denn die Berater hätten die Angebot oft schlecht auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. Nur sechs der insgesamt 119 Vertragsgespräche endeten demnach im bestmöglichen Ergebnis. Die Folge der vielen Fehler seien oft viele Tausend Euro Verlust für die angehenden Bauherren. Dadurch bestehe die Gefahr, dass ihnen die gesamte Immobilienfinanzierung später um die Ohren fliege.

Getestet wurden bundesweit 16 Bausparkassen. Lediglich die LBS Schleswig-Holstein-Hamburg schnitt „gut“ ab. Fünf Kassen wurden „befriedigend“ bewertet. Die Bausparkasse Mainz, die Debeka sowie die LBS Südwest erhielten die Note „mangelhaft“. Die Leistungen der anderen Bausparkassen wurden als „ausreichend“ eingestuft. „Die Berater ließen kaum einen Fehler aus“, kritisiert Landwehr. Sie sollten Angebote für drei unterschiedliche Testfälle erarbeiten. Kunden der ersten Gruppe wollten monatlich 400 bis 450 Euro sparen und in zehn Jahren eine Immobilie erwerben. Im zweiten Fall wurde nach einer Sparrate zwischen 250 und 300 Euro im Monat gefragt, was nach acht Jahren zu einem Baudarlehen führen sollte. Die Tester der dritten Gruppe traten als Eigentümer auf, die ihr Haus nach sechs Jahren für etwa 50 000 Euro modernisieren wollten.

Doch mit dieser vergleichsweise einfachen Aufgabe taten sich die Berater laut Finanztest schwer. „Viele Berater empfahlen viel zu hohe Bausparsummen“, erläutert Landwehr. Die Folgen können für die Kunden bitter sein, denn bis zur Zuteilung eines Bauspardarlehens müssen die Sparer rund 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme angesammelt haben. Ist das nicht der Fall, müssen sie entweder einen Zwischenkredit aufnehmen oder ihr Vorhaben verschieben. Ein Berater der Landesbausparkasse West empfahl laut Landwehr eine Bausparsumme, bei der die Testkundin erst im Jahr 2045 Geld bekommen hätte, 15 Jahre nach dem geplanten Immobilienkauf. Bei der LBS Saar wäre die Finanzierung zwölf Jahre zu spät gekommen. Insgesamt hätte die Verspätung in jedem vierten empfohlenen Vertrag wenigstens ein Jahr ausgemacht.

Auch würden Bausparkassen Sparpläne erstellen, an die sie sich später nicht halten müssten. Von einer monatlich festen Sparrate seien drei von vier Instituten abgewichen. Eine Folge könnte die spätere Ablehnung von Zahlungen über den Regelsparbetrag hinaus sein, eine andere Nachzahlungsforderungen, wenn dieser nicht erreicht wird. Darüber hinaus zeigte sich, dass jede dritte Immobilienfinanzierung teurer war als eine Finanzierung durch die Hausbank. Ein Vergleich mit dem Bausparrechner der Stiftung Warentest ergab, dass es von wenigen Ausnahmen abgesehen stets bessere Angebote am Markt gab. „Im besten Fall ergab sich ein Nachteil von 2670 Euro, im schlechtesten von 4780 Euro“, sagt Landwehr.

Die Beratungsqualität scheint unabhängig von der Art der Kasse zu sein. Die öffentlichen Landesbausparkassen stellten sowohl den Testsieger als auch das schlechteste Institut. Der Verband der privaten Bausparkassen zweifelt die Ergebnisse nicht an. „Die Bausparkassen werden sich die Testergebnisse genau anschauen und dann überlegen, was im Kundengespräch besser gemacht werden kann“, verspricht Verbandschef Christian König. Trotz aller Schwächen beim Vertrieb hält die Stiftung Warentest Bausparen für ein gutes Produkt. Mit einem Bausparvertrag könnten sich Bauherren das aktuell niedrige Zinsniveau für spätere Zeiten sichern.

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