Bahn in der Krise Bahnbeauftragter der Regierung fordert höhere Ticketpreise

Berlin · Wie kommt die Bahn aus der Krise? Dass mehr Geld nötig ist, bestreitet kaum jemand. Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung fordert nun etwas, das vor allem auf Kosten der Passagiere geht.

 Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn fährt in Jacobsdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) vorbei.

Ein Regionalexpress der Deutschen Bahn fährt in Jacobsdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) vorbei.

Foto: Patrick Pleul/Illustration

Teurere Bahntickets für eine besseres Schienennetz: Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Enak Ferlemann (CDU), hat die Bahn aufgefordert, ihre Preise für Fahrkarten zu erhöhen.

So könnten die nötigen Investitionen für die Schiene finanziert werden, sagte der Verkehrs-Staatssekretär der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ("FAS"). Die Bahn wollte sich dazu auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht äußern - auch weil am kommenden Mittwoch (30. Januar) noch ein Treffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) zur Bahnkrise bevorsteht. Der Fahrgastverband Pro Bahn halte eine Diskussion über höhere Preise im gesamten Verkehrswesen aus ökologischen Gründen für denkbar, sagte Sprecher Karl-Peter Naumann am Sonntag. Preiserhöhungen seien aus seiner Sicht dann aber vor allem im Straßen- und Luftverkehr nötig.

Ferlemann schlug im Gespräch mit der Zeitung vor, dass die Bahn ihre Preise anheben oder die Sondertarife reduzieren könne. "Auch die Fernbusse werden teurer. Die Zeiten des ruinösen Wettbewerbs sind vorbei", sagte er der "FAS". Für 19 Euro quer durch Deutschland, das könne nicht der Normalfall sein.

Der Bahnbeauftragte der Bundesregierung ist der Bahn AG gegenüber nicht weisungsbefugt. Er bündelt die Bahnpolitik des Bundes als Eigentümer der Bahn. Zusammen mit Verkehrsminister Scheuer verhandelt er derzeit mit der Spitze des bundeseigenen Konzerns, damit es im ersten Halbjahr Verbesserungen für die Fahrgäste hinsichtlich Service und Pünktlichkeit gibt. Zwei Treffen gab es schon, das nächste steht kommenden Mittwoch an.

Die Bahn hatte zuletzt zum Fahrplanwechsel Anfang Dezember ihre Fernverkehrspreise für 2019 um durchschnittlich 0,9 Prozent erhöht. Wegen Staus im Schienennetz, Baustellen und Mängeln bei den Fahrzeugen war 2018 im Jahresdurchschnitt jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn zu spät gekommen. Die Bahn ist hoch verschuldet und braucht weitere Milliarden für Investitionen.

Für den Fahrgastverband Pro Bahn schlug Sprecher Naumann vor, die Schweiz zum Vorbild zu nehmen. Dort finanziere die Straßenmaut den Bahnverkehr mit. "Kein Fahrgastverband wird jubeln, wenn es um höhere Preise geht", sagte er. "Aber das System Bahn braucht Geld." Vorstellen könne er sich eine Lösung für alle Verkehrsbereiche in einem Gesamtpaket - unter ökologischen Gesichtspunkten. Im Bereich Straße und Luftverkehr müsse es dann aber die größten Erhöhungen geben.

Weniger Verständnis zeigt Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Die Bundesregierung hat offensichtlich noch nicht verstanden, dass es darum geht, die Bahn attraktiver zu machen", teilte er am Sonntag in einem Statement mit. Höhere Preise würden seiner Ansicht nach nur dazu führen, dass Reisende auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Die Bundesregierung "muss deutlich mehr Geld in die Bahn investieren und gleichzeitig einen radikalen Neustart bei der Bahn voranbringen, damit das Geld sinnvoll genutzt wird und nicht versickert."

Den von Bahnchef Richard Lutz vorgeschlagenen Verkauf der sehr profitablen Bahn-Auslandstochtergesellschaft Arriva lehnte Ferlemann im Gespräch mit der "FAS" ab. Scheuer hatte zuvor gesagt, er stehe einem Verkauf von Arriva "offen" gegenüber.

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