Viele Stellenkürzungen drohen Auto-Krise trifft auch Zulieferer in NRW

Düsseldorf · Trumps angezettelte Handelskriege schaden der Weltwirtschaft massiv. Während die großen Hersteller Stellenabbau ankündigen, hoffen Mittelständler auf neue Chancen in China.

 Eine Lackieranlage bei Ford in Köln: Auch hier sollen Stellen abgebaut werden.

Eine Lackieranlage bei Ford in Köln: Auch hier sollen Stellen abgebaut werden.

Foto: dpa

Es gibt viele Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie, aber es gibt vor allem Donald Trump. Die von ihm angezettelten Handelskriege schaden der Weltwirtschaft massiv - und davon bleibt auch die Automobilindustrie nicht verschont. "Donald Trump zerstört weltweit unheimlich viel Vermögen im Autobereich", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte von der Universität Duisburg-Essen. 30 Millionen Fahrzeuge werden nach den Berechnungen des Ökonomen bis 2024 weltweit weniger gebaut, weil die Handelsstreitigkeiten die Konjunktur lähmen. "Das entspricht der Summe an Neufahrzeugen, die in Deutschland in zehn Jahren verkauft wird", macht Dudenhöffer das Ausmaß der Belastung für die Branche deutlich.

Und so legen Hersteller und Zulieferer nun ein Kürzungsprogramm nach dem anderen auf, um den Absturz nach zehn Jahren des Aufschwungs möglichst gut abzufedern. Zulieferer Continental kündigte in der vergangenen Woche den Wegfall von bis zu 20.000 Stellen an, 7000 Jobs könnten es allein in Deutschland sein. Auch der Chef des größten Automobilzulieferers Deutschlands, Bosch, hatte zuletzt einen Stellenabbau in noch nicht genannter Höhe angekündigt. Ähnliche Schritte werden auch bei der Nummer drei im Markt, ZF Friedrichshafen, erwartet. 5000 Mitarbeiter gingen dort aus Angst um ihre Zukunft in dieser Woche auf die Straße.

Nicht viel besser sieht es bei den großen Herstellern aus. Beim Autohersteller Ford sollen 12.000 Stellen wegfallen, davon 5400 in Deutschland. Der Volkswagen-Konzern hatte wiederum bereits 2016 den Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen bis 2020 angekündigt, den Großteil davon in Deutschland. Autoexperte Dudenhöffer sieht kaum Hinweise darauf, dass sich die Situation bald wieder entspannt. "Es gibt weltweit Überkapazitäten von acht Millionen Autos", sagt der Leiter des Car-Instituts der Uni Duisburg-Essen: "Die nächsten fünf Jahre werden äußerst hart."

Die Branchenkrise macht auch vor NRW nicht halt. Der Autobauer Ford kämpft um seine Zukunft, während bei vielen großen Zulieferern an Rhein und Ruhr die Aufträge wegbrechen.

Beim Scheinwerfer-Hersteller Hella aus Lippstadt sanken Umsätze und Gewinn im ersten Quartal des Geschäftsjahres deutlich, auch der Ausblick von Vorstandschef Rolf Breidenbach fällt düster aus: "Wir rechnen nach wie vor mit keiner Markterholung. Im Gegenteil: Die weltweite Automobilkonjunktur wird sich auf Sicht weiter abschwächen." Im Sauerland gibt man sich unterdessen etwas optimistischer. In China, ist Arndt Kirchhoff überzeugt, könnte sich die Situation für viele deutsche Hersteller - und damit auch für deren Zulieferer - bald wieder etwas entspannen. "Zuletzt hatte China die Ausgabe neuer Nummernschilder in einigen Großstädten verboten", sagt der Chef der Kirchhoff-Gruppe, die nahezu alle Autohersteller weltweit mit Bauteilen beliefert. Die Volksrepublik wollte damit die Zahl der Fahrzeuge begrenzen, um die Luftqualität nicht noch stärker zu verschlechtern. "Diese Regelung wird jetzt wieder aufgehoben", sagt Kirchhoff. "Ich rechne daher damit, dass sich die Lage in China bis Jahresende wieder verbessert."

Laut einer Umfrage der Wirtschaftsforscher des Ifo-Instituts ist die Kurzarbeit in Deutschland zuletzt deutlich angestiegen. Allein in der Automobilindustrie greifen demnach momentan sieben Prozent aller Firmen auf diese Maßnahme zurück. In den nächsten Monaten, prognostizieren viele, dürfte sich die Lage weiter verschärfen.

"In den vergangenen zehn Jahren ging es nur bergauf", sagt Kirchhoff. "Jetzt gibt es viele Veränderungen durch die E-Mobilität und die Digitalisierung, bei denen noch nicht ganz klar ist, was der Verbraucher am Ende will. Deswegen planen alle etwas vorsichtiger."

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