"Global Wealth Report" Allianz-Studie analysiert weltweiten Reichtum

Berlin · Das Geldvermögen der Mittelschicht wächst weltweit deutlich. In Deutschland stiegen die Geldvermögen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,1 Prozent.

Rio de Janeiro, Shanghai, Mumbai: Nicht nur in diesen Städten Brasiliens, Chinas und Indiens hat sich eine wohlhabende Mittelschicht entwickelt. Ihre Einkommen bezieht sie beispielsweise aus privaten Unternehmen, Aktienbesitz oder Lebensversicherungen. So betrachtet sei die Globalisierung eine gute Sache, erklärt die Allianz-Versicherung in ihrem neuen Report über den weltweiten Reichtum.

Die globale „Vermögensmittelklasse“ umfasse mittlerweile rund 1,1 Milliarden Menschen, darunter 500 Millionen Chinesen und Bürger anderer aufstrebender Staaten, heißt es im „Global Wealth Report“. Die Allianz stützt sich auf Daten aus 53 Ländern. Sie analysiert die Vermögen der privaten Haushalte aus Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapieren, Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds. Immobilien wurden nicht einbezogen, ebenso wenig Kapital, das Unternehmen und Staaten besitzen.

Während der Anteil der Mittelschichten am weltweiten Geldvermögen wachse, nehme der Besitz der reichen Elite relativ betrachtet ab. Laut Statistiken der Allianz besaßen die Leute, die zu den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören, 2017 rund 80 Prozent aller Geldvermögen. Im Jahr 2000 seien es noch 90 Prozent gewesen. „Die Geldvermögen sind im globalen Maßstab zwar immer noch extrem ungleich verteilt“, schreiben die Allianz-Ökonomen Michael Heise, Kathrin Brandmeir und ihre Kollegen. „Aber die Verhältnisse ändern sich zum Positiven. Die Mitte wird breiter und reicher – die Globalisierung wirkt positiv.“

Diese Botschaft widerspricht der Sichtweise linker Kritiker von Globalisierung und Freihandel. Der französische Ökonom Thomas Piketty oder die Entwicklungsorganisation Oxfam kritisieren eine zunehmende soziale Spaltung infolge der Globalisierung. Reiche würden reicher, Arme ärmer. Vor dem Weltwirtschaftsforum von Davos im Januar 2018 erklärte Oxfam, 42 Milliardäre hätten mittlerweile so viel Kapital angehäuft wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. 2009 seien es noch 380 Milliardäre gewesen.

Ein Teil des Widerspruchs dürfte sich durch die unterschiedliche Datenbasis erklären lassen. Zwei Drittel der ärmeren Staaten dieser Welt spielen in der Allianz-Studie keine Rolle. Aus Afrika wurde nur die Republik Südafrika einbezogen. Die Berechnung der Vermögensanteile bezogen auf die Welt sind deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Außerdem bleibt bei der Allianz das Immobilienvermögen außen vor, das bei Piketty ein wesentlicher Treiber der Polarisierung ist.

Laut Versicherung ist das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2017 global auf 168 Billionen Euro (168 000 Milliarden Euro) gestiegen – ein Zuwachs um 7,7 Prozent. Zum Vergleich: Das ist etwas das Doppelte der weltweiten Wirtschaftsleistung. Abzüglich der privaten Schulden betrug das Geldvermögen netto 129 Billionen Euro. „Trotz zunehmender politischer Spannungen war 2017 ein nahezu perfektes Jahr für die Anleger“, bilanzierte Heise. „Rund um den Globus“ habe ein „synchroner Aufschwung“ stattgefunden. In Deutschland stiegen die Geldvermögen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 5,1 Prozent.

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