Nach Aus für die Glühbirne Adieu Halogenlampe - der nächste Stromfresser verschwindet

Brüssel · Als vor sechs Jahren die Glühlampe in der EU verboten wurde, war der Aufschrei riesig. Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt. Nun steht das nächste Verbot vor der Tür.

 Hintergrund des schrittweisen Auslaufens der Halogenlampe ist die sogenannte Ökodesign-Richtlinie der EU.

Hintergrund des schrittweisen Auslaufens der Halogenlampe ist die sogenannte Ökodesign-Richtlinie der EU.

Foto: Arno Burgi

Eigentlich hätte das Licht schon vor zwei Jahren ausgehen sollen. Damals gab es für die Halogenlampe jedoch noch eine Gnadenfrist. Jetzt ist wirklich Schluss.

Ab Samstag dürfen die meisten Halogenleuchten in der EU nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Wird der öffentliche Aufschrei ähnlich laut wie vor sechs Jahren, als die Glühlampe vom EU-Markt verschwand?

Hinter dem jetzigen Auslaufen der Halogenlampe steckt - wie schon 2012 - die Ökodesign-Richtlinie der EU. Sie legt Anforderungen an die Energieeffizienz von Produkten fest. Nach und nach sollen vor allem jene Produkte vom Markt, die besonders viel Strom fressen - also schlecht für die Umwelt sind.

Bei der Glühlampe wurden nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie in Licht umgewandelt - ein Trauerspiel für die Energiebilanz. Der Verbrauch einer Halogenlampe ist nach Angaben der EU-Kommission von 2015 immer noch fünf mal höher als der einer LED.

Seit der Novellierung 2009 geht es bei der Ökodesign-Richtlinie zudem um Produkte, die den Energieverbrauch beeinflussen, etwa Duschköpfe oder Fenster. So soll der Stromverbrauch der Privathaushalte gesenkt und stromsparenden Geräten zum Durchbruch verholfen werden.

Anstelle der Halogenlampen werden ab September also hauptsächlich Energiesparlampen und LEDs in den Regalen liegen. Dadurch soll nach Angaben der EU-Kommission jährlich so viel Strom gespart werden, wie Portugal in einem Jahr verbraucht.

Neben der Glühlampe mussten deshalb unter anderem schon bestimmte Staubsauger, Backöfen, Kochfelder, Dunstabzugshauben und Duschköpfe dran glauben. Dabei wird nach Angaben der EU-Kommission nur vom Markt genommen, wofür es einen vernünftigen Ersatz gibt.

Im September 2016 traf das aus Sicht der EU-Kommission und der EU-Staaten für die nun betroffenen Halogenlampen noch nicht zu. Nach der Analyse des Lichtmarkts und der technischen Entwicklungen kam die EU-Kommission damals zu dem Schluss, dass der 1. September 2016 zu früh für das Auslaufen sei. Deshalb die Gnadenfrist.

Und es wird noch immer Ausnahmen geben: Für platte Spotlampen, wie sie bei Deckenstrahlern genutzt werden, sowie für jene Halogenlampen in Schreibtischlampen oder Flutlichtern ist noch kein Ende in Sicht. Stattdessen sind vor allem die meist birnen- oder kerzenförmigen Leuchten der Energieklasse D mit ungebündeltem Licht betroffen. Restbestände dürfen ab September zwar noch verkauft, aber keine neuen Lampen mehr auf den Markt gebracht werden.

Die Zukunft gehört stattdessen den LED-Leuchten. Darüber waren sich Experten schon zum Ende der Glühlampe 2012 einig. Damals waren LEDs allerdings noch deutlich teurer als etwa Energiespar- oder Halogenlampen. Seitdem sind die Preise stark gesunken - der EU-Kommission zufolge von 2010 bis 2017 um 75 Prozent.

Noch sind LEDs in der Anschaffung zwar meist noch etwas teurer als Halogenlampen. Die Mehrkosten hat man allerdings ziemlich schnell wieder drin. Laut EU-Kommission kann es schon nach einem Jahr so weit sein. Der BUND rechnet vor, dass eine Halogenlampe inklusive Anschaffungskosten bei täglicher Brenndauer von drei Stunden über zehn Jahre hinweg Kosten von rund 160 Euro verursacht. Bei einer LED sind es gerade mal bei 28 Euro. "Verbraucher können sehr viel Geld sparen, wenn sie nicht auf stromfressende Produkte reinfallen", sagt BUND-Energieexpertin Irmela Colaço.

Doch nicht nur der Preis für LEDs hat sich geändert, auch ihre Qualität. "Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren haben sich die technischen Möglichkeiten energieeffizienter LED-Lampen stark weiterentwickelt", sagt Jürgen Waldorf vom Elektroindustrie-Verband ZVEI. Die Farbwiedergabe sei besser geworden und es gebe verschiedene Farbtemperaturen.

Bei jenen Lampen, die sich beispielsweise per App vom Smartphone aus fernsteuern lassen, könnten Helligkeit und Farbtemperatur verändert werden. "Es ist ein Gewinn für den Verbraucher, dass er heute energiesparende Anwendungen hat." Die Kunden hätten sich an die neuen Möglichkeiten jedoch erst einmal gewöhnen müssen. "Das war eben auch eine Lernkurve", sagt Waldorf.

BUND-Expertin Colaço sieht das ähnlich: "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich inzwischen daran gewöhnt, und sehen, dass sich der LED-Markt so entwickelt hat, dass sie für ihre Glühlampe Ersatz finden."

Der Marktanteil von LEDs wächst rasant. 2014 lag er nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung bei gut 38 Prozent, im vergangenen Jahr schon bei fast 61 Prozent. Der Anteil klassischer Halogenlampen ging im gleichen Zeitraum von 16,7 auf 12 Prozent zurück.

Als die Glühlampe vor sechs Jahren vom Markt verschwand, waren die Alternativen lange nicht so ausgereift. Doch das Ende der Glühbirne hat den technischen Wandel eben auch vorangetrieben, wie Colaço sagt.

Die EU-Kommission prüft schon, wie es in Sachen Ökodesign weitergehen könnte. Studien sollen etwa das Einsparpotenzial von Wasserkochern, Handtrocknern, Hochdruckreinigern oder Aufzügen aufdecken.

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