Diagnose der führenden Institute Wirtschaftsforscher warnen trotz boomender Konjunktur

Frankfurt · Institute erhöhen ihre Wachstumsprognose für dieses und für das kommende Jahr. Fachkräftemangel könnte die Entwicklung aber dämpfen.

 Die Konjunktur brummt vor allem wegen der Exporte.

Die Konjunktur brummt vor allem wegen der Exporte.

Foto: dpa

Der Titel trifft die Sache ganz gut: „Deutsche Wirtschaft im Boom – Luft wird dünner“. Die Diagnose der fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute enthält beide Botschaften. Zum einen brummt der Konjunkturmotor: Die Auslastung der Fabriken ist hoch, die sind Auftragsbücher voll und die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise gering. Diese gute Konjunkturlage hat die Wirtschaftsforscher dazu bewogen, ihre Wachstumsprognose auf 2,2 Prozent hochzusetzen. In ihrem Herbstgutachten lag die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt noch bei zwei Prozent. Für das kommende Jahr prognostizieren die Institute statt 1,8 Prozent nun ein Wachstum von zwei Prozent.

Andererseits folgt auf den Boom früher oder später immer eine Phase des Abschwungs. Denn Fabriken und produzierende Gewerbe können die Produktion nur noch begrenzt steigern, weil die maximale Auslastung bald erreicht ist. „Die Luft wird dünner, da die noch verfügbaren gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten knapper werden“, fasst Timo Wollershäuser das Ergebnis des Gutachtens zusammen. Er ist Leiter der Konjunkturforschung beim federführenden Ifo Institut in München.

Der Fachkräftemangel ist ein weiterer Faktor, der dämpfend wirkt. So hat das Institut der deutschen Wirtschaft jüngst eine Studie präsentiert, wonach der Fachkräftemangel die Wirtschaftsleistung des Landes um ein knappes Prozent drückt.

Vor diesem Hintergrund, dass die Luft „dünner wird“, mahnen die Forschungsinstitute in Richtung der Bundesregierung, sie solle bei geplanten wirtschaftspolitischen Maßnahmen die Nachhaltigkeit im Auge behalten. Vorerst aber können sich Staat und Regierung freuen. Denn nach den Prognosen der Wirtschaftsforscher sprudeln die Steuereinnahmen dank boomender Wirtschaft weiter: Der Finanzierungsüberschuss des Staates soll bei fast 38 Milliarden Euro in diesem Jahr liegen; 2019 immerhin noch bei fast 35 Milliarden Euro.

Auch für den Arbeitsmarkt ist die Hochkonjunktur erfreulich. Hier rechnen die Institute mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in den kommenden zwei Jahren und einem Anstieg bei der Beschäftigung. Ob das alles so kommen wird, ist eine Frage, an der sich die Geister scheiden. Einig sind sich fast alle Ökonomen, dass wir uns in einer wirtschaftlichen Boom-Phase befinden. Die Frage ist nur, wie lange die noch anhält.

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